Am Sonntag feierte Hans Botsch den 80. Geburtstag seines Schulkameraden Gerhard Kohleisen in Schwäbisch Gmünd, heute vollendet das ehemalige Gmünder Schwimm-Ass selbst das achte Lebensjahrzehnt. Hans Botsch gewann zahlreiche deutsche Meistertitel mit der Staffel, mit der SVG-Mannschaft und im Einzel.
Der am 28.Mai 1934 in Stuttgart geborene Hans Botsch war der erfolgreichste der Familie, die nach dem Krieg in Schwäbisch Gmünd eine neue Heimat fand. Ab 1948 besuchte Hans Botsch das Parler-Gymnasium. 1953 legte er das Abitur ab. Mit dem Schwimmen kam er durch seinen Bruder Walter in Kontakt. 1952 standen die beiden in der Mannschaft, die sensationell erster deutscher Mannschaftsmeister im Schwimmen wurde. 1953 holten sie sich mit Rups Köninger und Dieter Netzel den zweiten deutschen Titel über 4x100 m Rücken. Im selben Jahr durfte Hans Botsch bei den Studentenweltspielen starten. Nach dem Abitur begann er in Stuttgart Chemie zu studieren. Obwohl er sich jede Trainingsminute von der des Studiums abknapsen musste, stelle er 1955 über die 100m Rücken eine Nachkriegsbestzeit (1:06,25 Minuten) auf. Im gleichen Jahr holte er sich den deutschen Titel über diese Strecke.
Auf der Heimfahrt von den Meisterschaften in Pirmasens hatte Hans Botsch im Zug eine denkwürdige Begegnung. Ein Mitreisender fragte ihn, ob die Medaille, die der Gmünder erhalten hatte, aus Gold sei. Als Botsch die Frage verneinte, da konnte sein Gegenüber im Abteil nicht begreifen, dass man für so wenig Gegenwert ein solch hartes Training auf sich nehmen konnte. Im Rückblick sagt der Jubilar, dass er trotz aller Anstrengungen den Sport sehr genossen habe, dass das Schwimmen ein wichtiger Teil seines Lebens gewesen sei und er dadurch einiges von der Welt dadurch gesehen habe. Und vor allem erwähnt er die Verdienste von Trainer Hans Richter: „Er hat es verstanden, neben der eigentlichen Trainingsarbeit den Schwimmen ein Mannschaftsgefühl zu vermitteln.“
Einen Traum konnte sich Hans Botsch jedoch nicht erfüllen: Die Teilnahme an den Olympischen Spielen 1956 in Melbourne. In der Qualifikation unterlag er ausgerechnet im Gmünder Schießtalbad seinem Dauerrivalen Ekkehard Miersch aus Heidelberg, der über 100m Rücken meist eine Spur schneller war.
Neunmal bestritt Hans Botsch Länderkämpfe, stand zwischen 1952 und 1962 ständig in Endläufen bei den deutschen Meisterschaften, vor allem auch in den Staffeln, mit Dieter Netzel, Peter Königshaus und später Rainer Birkhahn. Die „Gmünder Rückendynastie“ wurde in Schwimmkreisen zu einem Schlagwort. Dietrich Botsch, Bodo Klein, Hans Botsch und Rainer Birkhahn unterboten bei den „Deutschen“ in der Rückenstaffel den deutschen Rekord, wurden aber nur Vizemeister, denn Darmstadt war noch schneller.
Nach der Promotion und seinem beruflichen Wechsel zum Bayer-Konzern in Leverkusen stand der Schwimmsport bei Hans Botsch nur noch an zweiter Stelle. Bei den Senioren reichte es ihm noch zu einigen Titeln. Er machte dafür Karriere im Beruf, heiratete die Schwimmerin Ursula Reimers aus Itzehoe, die nur knapp die Olympia-Teilnahme verpasst hatte. 1988 übernahm der Meisterschwimmer leitende Funktionen in der Führungsebene bei Bayer in München, landete dann auch in seinem heutigen Wohnort Weilheim in Oberbayern.
„Dass die Weltklasse im Schwimmen die Rekordzeiten in immer schwindligere Höhen trieb, das musste ich schon nach meinem Wechsel nach Leverkusen erfahren. Dort stand ein Trainingsumfang von 20x 50 m auf dem Programm. Ich musste Studium, dann Schwimmen und später auch noch den Beruf unter einen Hut bringen. Das ist mir sehr gut gelungen. Und eines blieb mir auch erhalten: Der Spaß am Sport. Und dafür bin ich dankbar und darauf auch heute noch stolz“, zieht Botsch Bilanz.
© Gmünder Tagespost 27.05.2014