Fast eine Woche nach dem Titelgewinn mit der 4x200-m-Freistilstaffel staunt man beim Schwimmverein Schwäbisch Gmünd noch immer über die Vorstellung von Henning Mühlleitner. Dieser holte bei den Junioren-Europameisterschaften in der vergangenen Woche in Dordrecht Gold mit der Staffel. So langsam wird aber auch bewusst, was das Schwimmtalent vom SVG in den Niederlanden geleistet hat. Zu den ersten Reaktionen gehört seine Aufnahme in das „Perspektivteam“ des Deutschen Schwimm-Verbands (DSV), damit er im Hinblick auf die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro und vier Jahre später in Tokio eine besonders intensive Förderung erhalten soll. „Der Grund für die Berufung ist die Leistungsentwicklung in diesem Jahr“, sagte Chef-Bundestrainer Henning Lambertz aus Wuppertal.
„Das ist eine weitere Überraschung und unterstreicht seine Ergebnisse, nicht nur bei der Junioren-EM“, freute sich auch SVG-Trainer Patrick Engel über die Berufung in den Perspektivkader im Hinblick auf die beiden nächsten Olympischen Spiele. „Damit sieht man auch, was möglich ist, wenn man ganzjährig eine 50-m-Bahn zum Training zur Verfügung hat“, unterstrich Roland Wendel einmal mehr seine Forderung nach einer Traglufthalle über dem Gmünder Freibad im Schießal. „Dem Erfolg von Henning Mühlleitner sollten endlich Taten folgen“, hofft der SVG-Vorsitzende, dass es bald eine entsprechende Entscheidung zu den seit Jahrzehnten gehegten Plänen gibt.
Rekordmarke knapp verfehlt
Wie die Zeiten von Henning Mühlleitner einzuordnen sind, zeigt auch ein Blick auf die DSV-Altersklassenrekorde für 17-jährige. Mit seinen 8:05,49 Minuten verfehlte er die erst seit zwei Jahren bestehende Bestmarke nur um 79 Hundertselsekunden. Im Prinzip ein Wimperschlag. Schon „Methusalem-Rekorden“ gleichen die anderen deutschen Bestmarken über die Spezialstrecken von Henning Mühlleitner und die ebenfalls nicht außer Reichweite scheinen. So steht die Bestzeit über 200 m Freistil seit 1986 bei 1:50,49 Minuten. Der Gmünder lieferte in Dordrecht 1:51,14 Minuten ab. 3:53,94 Minuten ist sein Hausrekord über 400 m Freistil. Im DSV steht die Besmarke für seine Altersklasse seit 1982 bei 3:51,84 Minuten. Bleiben noch die 1500 m Freistil, bei denen Henning Mühlleitner mi 15:33,33 Minuten notiert wird. Wer weiß, ob er hier nicht auch in die Nähe der seit 1984 bestehenden Bestmarke von 15:11,14 Minuten geschwommen wäre. Allerdings wird der Schüler in diesem Jahr kaum noch einmal in Bestform auf einer 50-m-Bahn an den Start gehen. Zum Ende des Jahres gilt die Aufmerksamkeit im Schwimmsport der Saison auf der Kurzbahn. Auch am kommenden Wochenende wird Henning Mühlleitner bei den Württembergischen Jahrgangsmeisterschaften kaum diese Zeiten erreichen können, wenn er im Schießal an den Start gehen wird. Zumal die längeren Strecken erst gar nicht auf dem Programm stehen. Zum anderen dürfe er seine Form über 200 m Freistil kaum bis zum Auftritt in Gmünd konservieren können. „Wir sollten nun keine Überdinge von ihm erwarten“, trat SVG-Trainer Patrick Engel schon einmal auf die Euphoriebremse.
Drauf und dran ihrer Mutter den Rang abzulaufen ist spätestens seit der Junioren-EM Maxine Wolters, die für die SG Bille Hamburg startet. Die Tochter von Marion Zoller schrammte über 200 m Lagen in 2:15,33 Minuten als Vierte nur um 36 Hundertselsekunden am Bronzerang vorbei, der Hausrekord von ihrer Mutter von 2:17,43 Minuten hatte sie damit mehr als deutlich unterboten. Über 200 m Rücken fehlen ihr nach 2:13,81 Minuten und Platz sechs nur noch vier Hundertselsekunden zur einstigen Bestzeit der Gmünder Ausnahmeschwimmerin, die mit 2:13,77 Minuten bei den Olympischen Spielen 1992 in Barcelona (damals für den SSF Bonn startend) das B-Finale gewann und damit Neunte wurde. Maxine Wolters war in Dordrecht zudem noch über 100m Schmetterling im Einsatz und belegte im Halbfinale in 1:02,40 Minuten Platz 13. srk