Der Auftakt am ersten Tag bei den Deutschen Meisterschaften in Berlin mit gleich vier Vereinsrekorden ließ beim Schwimmverein Schwäbisch Gmünd durchaus ein paar Hoffnungen keimen. Doch die Ernüchterung folgte. „Irgendwie kam ein Teil der Mannschaft nicht so richtig ins Rutschen“, stellte Patrick Engel fest. Der SVG-Trainer hatte dabei vor allem Maximilian Forstenhäusler und auch Henning Mühlleitner im Visier. Es war bei den beiden Kandidaten für die Junioren-Europameisterschaften vom 23. bis 27. Juni in Baku ein stetiges Auf und Ab. Neben dem einen oder anderen Lichtblick und Funken Hoffnung, gab es aber auch Schatten. So konnte sich Maximilian Forstenhäusler nach dem Stand der Dinge und der „Papierform“ seinen Traum von einer Teilnahme bei den europäischen Nachwuchstitelkämpfen wohl nicht erfüllen.
Auch bei Henning Mühlleitner ging ein Start in der Hauptstadt von Aserbeidschan vor den abendlichen Endläufen am Sonntag noch an einem dünnen, seidenen Faden. Im Vorjahr noch mit Gold über 4x200m Freistil dekoriert, musste der Gmünder nach den Vorläufen über die 200m-Freistil um einen Platz im diesjährigen Quartett bangen. Seine 1:52,36 Minuten aus dem Vorlauf reichten zwar gerade noch zum Einzug in das B-Finale, aber er hatte dann hier auch schon drei Konkurrenten bei den Junioren des Jahrgangs 1997/98 vor der Nase. Und zwei saßen ihm im Genick. Dabei ließ er nach einem eher mäßigen Auftakt in den ersten beiden Rennen sein Können über 800m Freistil plötzlich aufblitzen. In einem mit viel Bravour geschwommenen Finale war er nicht nur als Vierter in der offenen Klasse im Ziel, sondern verbesserte in 8:03,13 Minuten seinen SVG-Vereinsrekord aus dem Vorjahr um immerhin 2,36 Sekunden. „Heute lief es richtig gut, ich habe keine Ahnung, was in den anderen Rennen mit mir los war“, war Henning Mühlleitner schon ein wenig enttäuscht. In der europäischen Jahresbestenliste für diese Altersklasse schob er sich damit auf einen vielversprechenden zweiten Platz. Da es sich hier aber um eine nichtolympische Strecke handelt, gab es vom Deutschen Schwimm-Verband (DSV) auch keine Richtzeit, die zur Teilnahme an der Junioren-EM unterboten werden musste. Auch über 1500m Freistil rangiert Henning Mühlleitner als Dritter der diesjährigen Bestenliste derzeit auf einem Podestplatz. Doch mit 15:33,59 Minuten hatte er hier die DSV-Richtzeit um 1,59 Sekunden verpasst. Über die 400m Freistil hatte er diese nur im Vorlauf in 3;:55,46 Minuten zwar um 0,54 Sekunden unterboten, doch im abendlichen B-Finale blieb er in 3:56,64 Minuten wieder über der Richtzeit. Eine Zeit, die „nur“ Rang vier bei den Junioren bedeutete. Es war schon ein wenig wie verhext. Keine Chance auf einen Staffelplatz über 4x100m Freistil hatte er nach seinen 53,05 Sekunden im Einzelrennen über 100m Freistil mit Rang 32 in der offenen Klasse.
Bereits am Mittwoch dieser Woche wird Henning Mühlleitner mit dem Perspektivteam des DSV zu einem einwöchigen Trainingslager nach Belek in die Türkei reisen. Zudem soll er bei der „Mare-Nostrum-Tour“ vom 6. bis 14. Juni in Canet-en-Roussillion (Frankreich), Barcelona (Spanien) und Monte Carlo die Farben des DSV auf dem internationalen Parkett und im Kreis der absoluten Weltspitze vertreten. Einziger Wermutstropfen: Damit kann er nicht bei den Deutschen Jahrgangsmeiserschaften in Berlin (2. bis 6. Juni) an den Start gehen und seine Vorjahrestitel verteidigen.
Schon eher kann sich über diese Distanz Maximilian Forstenhäusler Hoffnungen auf einen Platz im Junioren-EM-Team des DSV machen. Mit seinen 52,05 Sekunden landete er in der offenen Klasse auf Platz 24, war aber Dritter bei den Junioren. Da man für eine Staffel bekanntlich vier Leute braucht, könnte dies das „Sesam-Öffne-Dich“ in Richtung Baku sein. Dabei hatte er als Startmann über 4x100m Freistil im SVG-Quartett bereits einen Vereinsrekord von 51,86 Sekunden vorgelegt. Dagegen musste er seine Hoffnungen auf eine Erfüllung der Richtzeit über 200m Lagen nach einem Vereinsrekord von 2:06,49 Minuten und 2:06,69 Minuten (Rang fünf im B-Finale) begraben. Er hatte das Qualifikationskriterium von 2.05,00 Minuten deutlich verpasst. Auch wenn der bei den Junioren in Berlin damit Platz zwei belegte. In der Regel will man beim DSV keine Ausnahmen zulassen.
Damit kann Maximilian Forstenhäusler nicht damit rechnen, dass er über die 200m Lagen ins Team rutscht. Sollte er für die Staffel nominiert werden, dann könnte er in Baku aber auch über diese Einzelstrecken an den Start gehen. Hilfreich für eine Nominierung könnte auch sein, dass Junioren-Bundestrainer Achim Jedamsky (Eppelborn) große Stücke auf den Gmünder hält. Der konnte sich in seinem abschließenden Rennen in Berlin mit mäßigen 1:54,91 Minuten (Rang 34 in der offenen Klasse) weder für das B-Finale noch für die Junioren-EM empfehlen. Keine Junioren-EM-Ambitionen hatte Maximilian Forstenhäusler über 400m Lagen, bei denen er sich in 4:34,94 Minuten den SVG-Vereinsrekord schnappte. „Es ist einfach schade“, war auch Patrick Engel enttäuscht. „Dabei lief es im Training doch so gut“, hatte er zunächst keine Erklärung für die Licht- und Schattenseiten in seinem Team.
© Gmünder Tagespost 12.04.2015 22:24:09