Für die meisten Schwimmer des SV Schwäbisch Gmünd geht es in die verdiente Sommerpause. Derweil ziehen die Vereinsverantwortlichen eine Zwischenbilanz der bisherigen Saison und sind schon mitten in der Planung für die anstehende Hallenrunde. Trotz Ausfällen bei den Württembergischen Jahrgangsmeisterschaften (Jahrgang 1996/97 bis 2000/01) mit Entscheidungen in der offenen Klasse wurde der Schwimmverein Schwäbisch Gmünd in Böblingen kürzlich zur Nummer eins im Lande. Doch die Freude währte nicht lange. Als Trainer Patrick Engel die Resultate der Meisterschaften der C- bis E-Jugend (Jahrgang 2002/03 bis 2006/07) sah, war er ein wenig ratlos. Nur ein Titel in den jüngeren Nachwuchsbereichen. „Das ist zu wenig, da muss etwas passieren“, stellte er ernüchtert fest.
Immerhin hat sich der Schwimmverein in den letzten Jahren wieder zu einer Top-Adresse im württembergischen Schwimmsport entwickelt – und auch darüber hinaus. Die Erfolge der EM-Teilnehmer Henning Mühlleitner und Maximilian Forstenhäusler sorgten für Aufsehen. Auch der Aufstieg der Männer-Mannschaft in die Südgruppe der 2. Bundesliga hat positive Spuren hinterlassen. „Wir werden beachtet und werden als Vorbild gesehen“, erhält Patrick Engel viel Lob aus dem Kollegenkreis. „Er hat eine tolle Mannschaft geformt, da kann man nur gratulieren“, freute sich auch Farshid Shami über den schwimmerischen Aufschwung im Remstal. „Aber man darf sich auf seinen Lorbeeren nie ausruhen“, fügte der Landestrainer des Schwimm-Verbands Württemberg (SVW) hinzu. In der Saison 2007/08 stand er bekanntlich selbst beim SVG am Beckenrand. Ehe er dem Ruf zur SG Bayer Wuppertal/Uerdingen/Dormagen folgte. Inzwischen ist er ins „Ländle“ zurückgekehrt und hat seine Blicke auch nach Gmünd gerichtet. „Der Erfolg für den Verein kommt aber nicht ungefähr, vielmehr steckt eine Menge Arbeit und Akribie dahinter“, hält er auch große Stücke auf Patrick Engel und dessen Arbeit. Am Samstag konnte Farshid Shami bei einer erstmals durchgeführten Kader-Berufungsveranstaltung des SVW in Stuttgart vier Gmünder in den Landeskader aufnehmen. „Wir stellen die meisten Athleten im neuen Landeskader für die Saison 2015/16“, freute sich Patrick Engel über die Berufung von Henning Mühlleitner, Maximilian Forstenhäusler und Carolin Morassi in den Perspektivkader des Landes. Vierte im Bunde ist Lisa Schulz, die dem D-Kader im Freiwasserschwimmen angehört.
Patrick Engel will sich keinesfalls auf den Erfolgen ausruhen. Vielmehr bastelt er bereits an der kommenden Wintersaison auf der 25m-Bahn. Dazu gehört neben den Deutschen Kurzbahn-Meisterschaften auch schon der Blick in Richtung 2. Bundesliga.
Für die Männer hat der Klassenerhalt klare Priorität, was aber in der derzeitigen Konstellation der Mannschaft kein allzu großes Problem darstellen dürfte. Die Frauen sollen nach dem Willen von Patrick Engel aus der Oberliga Baden-Württemberg ebenfalls in die 2. Bundesliga aufsteigen. „Das Potential haben wir“, ist er sich sicher. Zumal sich Carolin Morassi inzwischen zu einer festen Größe in der Mannschaft entwickelt hat und die derzeit beste Schwimmerin beim SVG ist.
Das erfolgreiche Auftreten des SVG bringt aber noch etwas mit sich: Inzwischen klopfen zahlreiche Talente beim Verein an und wollen in Zukunft für Gmünd starten – aus dem Raum von Aalen bis Waiblingen. „Es sind eine ganze Reihe von Top-Kräften aus dem Nachwuchsbereich dabei, die gut zu uns passen würden“, sagt Engel. Doch deren Verpflichtung ist nicht einfach. „Wir haben schlicht zu wenig Wasserfläche und können eigentlich kaum neue Athleten aufnehmen, die uns in der ersten Mannschaft über kurz oder lang verstärken könnten“, ist sich Roland Wendel der Gratwanderung bewusst. Auf der einen Seite soll der Verein möglichst erfolgreich sein, auf der anderen Seite sind ihm Grenzen gesetzt. Vor allem bei der Wasserfläche. „Natürlich reden wir mit jedem, der zu uns kommen will, aber versprechen können wir nicht allzu viel“, sieht der SVG-Vorstand erst eine Entspannung der Situation, wenn es eine 50m-Halle in Gmünd geben würde. Doch bis es dazu kommt, wird viel Wasser der Rems in Richtung Neckar fließen.
Der Gmünder Cheftrainer denkt aber auch schon an die Zeit nach Henning Mühlleitner und Maximilian Forstenhäusler. Während Ersterer schon seit zwei Jahren seine Trainingsbahnen in Saarbrücken zieht und es nicht wundern würde, wenn er eines Tages auch sein Startrecht verlagern würde, wird das zweite SVG-Aushängeschild nach seinem Abitur im kommenden Jahr wohl in den USA studieren. Angesichts dieser Umstände, ist Patrick Engel geradezu glücklich, dass in jüngster Vergangenheit gleich fünf Schwimmer aus Aalen zum SVG wechselten. Zunächst kamen Jannik und Jonas Schebesta vom SC Delphin, ehe Marvin Broer sowie Julian und Carolin Morassi vom MTV Aalen folgten. „Allesamt waren für uns eine Verstärkung“, sagt Patrick Engel.
Unterdessen hat er die meisten seiner Schützlinge in die Sommerpause geschickt. Doch es soll eine „aktive Pause“ werden: „Wer will, kann sich auf eigene Faust drei- oder viermal in der Woche trainieren und sich fit halten.“ Aber schon Mitte August will Patrick Engel dann mit der gezielten Vorbereitung auf die kommende Hallensaison beginnen – im Gmünder Freibad. Zumal bereits am 19./20. September in Stuttgart-Feuerbach mit den Württembergischen Meisterschaften über die „langen Strecken“ wieder Titelkämpfe auf der 25m-Bahn im Terminkalender stehen.
© Gmünder Tagespost 27.07.2015 18:49:56