Die Athleten des Gmünder Schwimmvereins zeigten gleich am ersten Tag der Deutschen Kurzbahnmeisterschaften in Wuppertal, was in ihnen steckt. Gleich drei Vereinsrekorde purzelten. Als sich Patrick Engel mit seinem Sextett an Teilnehmern vom Schwimmverein Gmünd am Mittwoch aufmachte und nach Wuppertal zu den Deutschen Kurzbahn-Meisterschaften reiste, war er noch etwas unsicher, was die Form seiner Schützlingen angehen sollte. Als aber am Donnerstag der erste Start absolviert war, war von Zweifeln keine Spur mehr. Erst recht nicht, als die weiteren SVG-Protagonisten des SVG am Auftakttag der Titelkämpfe ihre Rennen beendet hatten. So waren gleich drei Vereinsrekorde fällig: zwei durch Henning Mühlleitner, einer durch Lisa Schulz. „So kann es weiter gehen“, meinte Patrick Engel. Das Sahenhäubchen war aber der dritte rang von Henning Mühlleitner über die 1500m Freisitl. Der Trainer des Schwimmvereins scheint wieder einmal alles in der Vorbereitung auf einen der wichtigen Wettkämpfe im Jahr gemacht zu haben.
Doch der Reihe nach: als Vertreterin der Gmünder stieg Carolin Morassi in der Wuppertaler „Schwimmoper“ zu den 400m Lagen auf den Startblock. Wie schon mehrmals gab die 15 Jahre alter Schülerin gleich von Beginn an Gas. Was sich aber gerade bei den kräftezehrenden 400m Lagen stets bitter rächen sollte. So auch bei der aus Aalen stammenden Nachwuchshoffnung des SVG. „Über die Schmetterlings- und die Rückenstrecke war sie richtig gut unterwegs“, beobachtete Patrick Engel das Rennen dann aber mit einem etwas mulmigen Gefühl, das ihn am Ende nicht trügen sollte. Denn bereits über die Bruststrecke musste Carolin Morassi mächtig kämpfen und auf der abschließenden Krauletappe dem Anfangstempo Tribut zollen. Immerhin konnte sie ihre persönliche Bestzeit knapp auf 5:00,76 Minuten steigern und belegte damit in der offenen Klasse Rang 34. Bei einem Blick auf ihren Jahrgang 2000 sah dies schon ganz anders aus. Fünfte in ihrer Altersklasse waren nicht schlecht. „Wenn es ihr gelingt, das Rennen besser einzuteilen, dann ist sie deutlich schneller“, meinte Patrick Engel. „Das ist aber alles eine Frage der Erfahrung.“
Die hat Henning Mühlleitner inzwischen zur Genüge gesammelt. Offenbar auch über die 400m Lagen mit denen auch das Aushängeschild des Schwimmvereins in die Titelkämpfe startete. Erst am vergangenen Wochenende hatte er bei einem Meeting im nordfranzösischen Compiegne seinen eigenen Vereinsrekord auf 4:18,23 Minuten geschraubt. Nun muss die SVG-Chronik bereits wieder umgeschrieben werden. Denn der zweifache Bronzemedaillengewinner der Junioren-Europameisterschaften in diesem Sommer startete mit 4:16,53 Minuten über diese Strecke in die Titelkämpfe in Wuppertal. In der offenen Klasse belegte er damit einen guten zehnten Rang. „Das war einfach genial und er ist absolut Top geschwommen“, gab es Lob von Patrick Engel.
Auch über die 1500m Freistil machte er nicht viel Federlesens. So wackelte bei der Durchgangszeit von 7:55,19 Minuten nach 800m sein Vereinsrekord. Schon da war eigentlich klar, dass die 15-Minuten-Barriere am Ende fallen wird. war. Vor allem als Henning Mühlleitner dann seinen „Turbo“ einschaltete und sich von Rang fünf auf Platz drei vor arbeitete. Selbst die Vizemeisterschaft schien noch möglich, als es auf die letzten 50m ging. Aber auch Platz drei in sage und schreibe 14:51,94 Minuten war aller Ehren wert und eine Topleistung. Die bisherige Marke des 18 Jahre alten Schülers stand seit einem Jahr und an gleicher Stelle erzielt bei 15:00,21 Minuten.
Damit erfüllte sich auch der Wunsch von Patrick Engel. „Ein Podestplatz ist natürlich die Krönung“. Das hat es beim Schwimmverein zudem auch schon lange nicht mehr gegeben. Zudem blieb Henning Mühlleitner auch noch unter der vom Deutschen Schwimm-Verband (DSV) geforderten Richtzeit für die Kurzbahn-Europameisterschaften vom 2. bis 6. Dezember in Netanya in Israel. Ob es für eine Nominierung reichen wird, war noch offen. Der DSV will seine Mannschaft nach Ende der Titelkämpfe benennen. Zudem ist auch noch offen, ob auch Drittplatzierte einen Platz im Flieger nach Tel Aviv erhalten werden. Jubeln konnte über den „langen Kanten“ auch Eric Wendel als zweiter Gmünder. Bei ihm leuchtete erstmals in seiner Karriere die „15“ bei der Minutenzahl auf. In 15:58,40 Minuten steigerte er seinen Hausrekord deutlich und belegte in der offenen Klasse einen guten Platz 22. „Ich spürte gleich auf den ersten Metern, dass es heute gut läuft“, war seine erste Reaktion auf seine starke Vorstellung.
Für den dritten SVG-Vereinsrekord am ersten Tag der Meisterschaften in der Schwebebahnstadt war dann Lisa Schulz zuständig. Schon im Vorfeld hoffte Patrick Engel, das es Uraltbestmarken im Schwimmverein an den Kragen geht. Als sein Schützling nach 9:09,94 Minuten über die 800m Freistil (Rang 37 in der offenen Klasse) im Ziel war, war „Teil eins“ dieser Mission erfüllt. Um gleich 7,71 Sekunden unterbot Lisa Schulz den bisherigen Rekord von Anna Sobl, den diese vor fast genau sechs Jahren aufgestellt hatte. Lisa Schulz spulte dabei ihre 32 Bahnen auf der 25m-Bahn recht gleichmäßig ab. „Das war megastark und sie ist sehr couragiert geschwommen,“ meinte Engel, der sich mit Lisa Schulz riesig freute, dass dieser Rekord endlich fiel.
Am Sonntag sind nun über 1500m Freistil die 17:58,45 Minuten von Sabine Patzke im Visier, die diese vor immerhin schon fast genau 17 Jahren aufgestellt hatte. „Überhaupt bin ich für die nächsten Tage sehr hoffnungsvoll“, lautete das Fazit von Patrick Engel zum ersten Tag in Wuppertal.
© Gmünder Tagespost 19.11.2015 22:22:55