In Wuppertal purzeln die Bestzeiten reihenweise - Der SVG schwimmt sich am 3. und 4. Tag in einen Rekordrausch

Die „Buchführung“ war ganz schön anstrengend. Patrick Engel kam fast schon nicht mehr nach beim Zählen der Vereinsrekorde, die sein Sextett vom Schwimmverein Schwäbisch Gmünd bei den Deutschen Kurzbahn-Meisterschaften in Wuppertal aufstellte. Am Ende verbuchte der SVG-Trainer 13 neue Bestmarken für die Vereinschronik. Allein fünf davon gingen auf das Konto von Henning Mühlleitner, der wie entfesselt durch das Wasser in der „Schwimmoper“ wirbelte. Zudem gelang ihm über 800m Freistil ein weiterer Coup. In 7:48,98 Minuten sorgte er für den ersten Altersklassenrekord für den Bereich des Deutschen Schwimm-Verbands (DSV). Fünfmal war in Sachen Vereinsrekorde auch Maximilian Forstenhäusler beteiligt. Zwei stellte Lisa Schulz und einen Per Kleinschmidt auf.

„Wir haben im Training offenbar alles richtig gemacht“, sagte Patrick Engel nach Ende der Titelkämpfe. Nicht nur die Vereinsrekorde, sondern alle gezeigten Leistungen machten ihn sichtlich stolz. Denn auch Carolin Morassi und Eric Wendel als weitere SVG-Starter verbesserten ihre persönliche Bestzeiten zum Teil beträchtlich. „Das war ein rundum gelungener Auftritt“, so der Trainer, „darauf können wir aufbauen und sind gerüstet“. Gerüstet für die Deutschen Mannschaftsmeisterschaften zu Beginn des neuen Jahres. Da schielen die Männer in der Südgruppe der 2. Bundesliga bei ihrem Durchgang am 6./7. Februar in Bamberg in Richtung Spitze. Die Frauen wollen bereits zwei Wochen zuvor am 24. Januar (voraussichtlich) in Mühlacker in der Oberliga Baden-Württemberg zum Sprung in die zweite Liga ansetzen.

Zu den wichtigsten Punktesammlern sollte dann Henning Mühlleitner gehören. Bei allen fünf Rennen zeigte der in Saarbrücken trainierende Abiturient seine Extraklasse und mischte in zumindest zwei Rennen bereits in der nationalen Spitzenklasse mit. Nachdem er bereits am Donnerstag über 1500m zu einem unglaublichen Vereinsrekord von 14:51,94 Minuten flog und sich damit Rang drei in der offenen Klasse sicherte, drückte er auch über die 800m Freistil mächtig aufs Tempo. 7:48,98 Minuten und Platz vier waren der Lohn. Erstmals blieb er damit unter der Acht-Minuten-Grenze – und das deutlich. Außerdem knackte er damit den DSV-Altersklassenrekord geknackt, der seit zwei Jahren bei 7:50,50 Minuten gestanden hatte.

Schon bei seinen 1500m Freistil war er unter der bisherigen Alterklassenbestzeit im DSV geblieben, doch der Zweitplatzierte Florian Wellbrock (SC Magdeburg) war noch einmal 72 Hundertstelsekunden schneller als der Gmünder und schnappte sich die Marke, die seit nicht weniger als 32 Jahren bei 14:53,70 Minuten gestanden hatte. Allerdings hatte das 800m-Rennen seine Spuren hinterlassen und steckte ihm bei seinem Vorlauf über 400m Freistil noch in den Knochen. In 3:51,06 Minuten verpasste er seinen Vereinsrekord (3:48,93 Minuten) und fand sich im B-Finale wieder.

Ein Vorhaben, das er mit Bravour umsetzen sollte. Am Ende belegte er als Sieger des B-Finales insgesamt Rang neun mit wiederum starken 3:46,91 Minuten. Damit unterbot er seinen eigenen SVG-Vereinsrekord aus dem Vorjahr an gleicher Stelle um beachtliche 2,02 Sekunden. Zur Bilanz von Mühlleitner gehörten noch SVG-Vereinsbestmarken über 200m Freistil (1:49,09 Minuten und Platz 22) und 400m Lagen (Zehnter in 4:16,53 Minuten) an den beiden ersten Tagen in Wuppertal. Noch offen war am Ende der Titelkämpfe, ob der Gmünder im deutschen Team bei den Kurzbahn-EM in Netanya in Israel (2. bis 6. Dezember) stehen und dort über 1500m Freistil an den Start gehen wird. Seine Nominierungen dazu wollte der DSV am (heutigen) Montag bekannt geben.

Mühlleitner und Forstenhäusler mit je fünf Vereinsrekorden

Auch Maximilian Forstenhäusler als zweiter Teilnehmer der Junioren-EM von Baku sorgte im Bergischen Land für Glanztaten. So verbesserte er zum Abschluss der Titelkämpfe innerhalb weniger Minuten gleich zwei seiner eigenen SVG-Vereinsrekorde. Zunächst war der über 100m Schmetterling fällig, den er um 82 Hundertstelsekunden auf 55,06 Sekunden schraubte. Dies bedeute Rang 21 in der offenen Klasse. Nur wenig später waren die 200m Lagen, seine Spezialstrecke, an der Reihe. Hier ging es von 2:03,35 auf 2:02,53 Minuten. Damit fand sich Maximilian Forstenhäusler im B-Finale wieder. Dort schwamm er erneut hervorragend und verbesserte seine Marke vom Vormittag nochmals deutlich auf nunmehr 2:02,48 Minuten. Damit belegte er insgesamt Rang elf. Angefangen hatte er seine Vereinsrekordserie in Wuppertal in 1:49,44 Minuten über 200m Freistil (Platz 28). Damit war er der erste Gmünder, der die 1:50 Minuten unterbieten konnte. Mit 49,80 Sekunden (Rang 19) knackte er über 100m Freistil die „Schallmauer“ der 50 Sekunden.

Per Kleinschmidt gelang es über 200m Rücken, Henning Mühlleitner den Vereinsrekord abzujagen. In 2:03,23 Minuten (Rang 24) blieb er um 32 Hundertstelsekunden unter der alten Marke. „Er hat sich nach einer Durststrecke wieder zurück gekämpft und kann in seinem Jahrgang 1998 wieder in der nationalen Klasse mithalten“, stellte Patrick Engel fest. Etwas schwerer tat er sich in seinem dritten und letzten Einsatz in Wuppertal, bei dem er die 100m Rücken in 56,77 Sekunden (Platz 26) zurück legte und seine eigene Bestmarke (56,49 Sekunden) knapp verpasste. Begonnen hatte er seinen Meisterschaftsauftritt über 50m Rücken (Rang 34 in 26,51 Sekunden).

Etwas im Schatten seines groß auftrumpfenden Teamkollegen Henning Mühlleitner stand Eric Wendel, doch auch er zeigte sich von einer starken Seite und verbesserte seine persönlichen Bestzeiten zum Teil beträchtlich. Nachdem er zum Auftakt über die 1500m Freistil in 15.58,40 Minuten unter 16 Minuten geblieben war (Platz 22), schwamm er über 800m Freistil ein ebenfalls starkes Rennen, bei dem er sich auf 8:22,60 Minuten verbessern konnte (Platz 24). Danach sagte Patrick Engel: „Er kann über 400m Freistil unter vier Minuten schwimmen“. Diese Barriere verpasste Wendel mit 4:00,96 Minuten (Rang 34) nur hauchdünn.

Bei den Gmünder Frauen setzte Lisa Schulz zum Abschluss nochmals ein Ausrufezeichen. Hoch konzentriert ging sie zu den 1500m Freistil an den Start. Schon nach wenigen Metern war klar, dass sie das Wasser wieder mit einer respektablen Leistung verlassen kann. Sie schlug nach 17:32,80 Minuten im Ziel an und belegte damit Platz 30. Der bisherige Vereinsrekord (17:58,45 Minuten) aus dem Jahr 1998 war endlich Makulatur. Schon mehrmals war Lisa Schulz in den vergangenen Wochen nur hauchdünn daran gescheitert. Nun pulverisierte sie diese Marke förmlich. Im Übrigen eine Leistung, die nach ihrem SVG-Vereinsrekord von 9:09,94 Minuten (Rang 37) zum Auftakt der Titelkämpfe über 800m Freistil fast schon logisch war.

Viel beschäftigt war auch Carolin Morassi. Zunächst standen für sie die 400m Lagen in 5:00,76 Minuten (Rang 34) und 200m Rücken in 2:19,35 Minuten auf dem Programm. Das Hauptaugenmerk lag bei ihr vor allem auf den beiden Schmetterlingsstrecken. Mit 2:18,38 Minuten im Vorlauf qualifizierte sie sich für das B-Finale über die 200m-Distanz. Dort steigerte sie sich auf 2:18,17 Minuten und belegte in der Gesamtwertung einen guten 14. Platz. In kleinen Schritten nähert sie sich damit dem SVG-Vereinsrekord, der bei 2:17,90 Minuten steht. Bei ihrem Einsatz über die 100m-Strecke merkte man Morassi ihr Programm von Wuppertal an. In 1:03,52 Minuten konnte sie aber ihre persönliche Bestzeit (wie in fast allen anderen Rennen auch) ebenfalls verbessern und landete auf Rang 28. Ganz knapp über ihrem Hausrekord blieb sie in 2:22,55 Minuten über 200m Rücken (Platz 27).

© Gmünder Tagespost 22.11.2015 22:33:06