24th Deaflympics in Caxias do Sul/Brasilien: Björn Koch führt deutsches Team zu dreimal Silber und Bronze

Der Coach des Schwimmvereins Gmünd beendet seine Tätigkeit als Bundestrainer beim Deutschen Gehörlosen-Sportverband und konzentriert sich voll auf die Gmünder Schwimmtalente

Bei den 24th Deaflympics, den großen Weltspielen der Gehörlosen, in Caxias do Sul im Süden von Brasilien betreute in seiner Funktion als Bundestrainer Björn Koch, der hauptamtliche Trainer des Schwimmverein Gmünds, das kleine, aber schlagkräftige Schwimmerteam des Deutschen Gehörlosensportverbandes (DGSV). Mit Erfolg – denn immerhin gab es für die deutschen „Wasserratten“ drei Silber- und drei Bronzemedaillen zu feiern. Die gesamte 72-köpfige Mannschaft des DGSV belegte mit fünf Gold, acht Silber- und sechs Bronzemedaillen im Medaillenspiegel den 10. Rang.

Die Deaflympics (aus engl. deaf, „taub“, und Olympics, „Olympische Spiele“) sind ein alle vier Jahre, ein Jahr nach den Olympischen Spielen, vom International Committee of Sports for the Deaf (ICSD) ausgetragener Wettbewerb im Gehörlosensport, inzwischen anerkannt vom Internationalen Olympischen Komitee. Es werden abwechselnd Sommer- und Winterspiele ausgetragen. An den Paralympics nehmen Gehörlose nicht teil.

Insgesamt waren in Caxias do Sul mehr als 2.300 Athleten*innen aus 77 Nationen am Start. Der DGSV war mit 72 Sportler*innen an diesen für alle Beteiligten so besonderen Sport-Wettkämpfen vertreten; darunter zwei Schwimmer und eine Schwimmerin, die bei den Kurzbahn-Weltmeisterschaften im November 2021 in Gliwice/Polen ebenfalls mit Björn Koch als Bundestrainer zwei Gold-, eine Silber- und vier Bronzemedaillen gewonnen hatten.

Auch diesmal war Weltmeister Lars Kochmann (Jahrgang 2001) vom SSV 70 Halle-Neustadt der herausragende Sportler. Lars errang nicht nur Silber über die 50 Meter Rücken in der Europarekordzeit von 26,76 Sekunden, sondern sicherte sich zudem zwei weitere Silbermedaillen über 100 Meter Rücken und 50 Meter Brust sowie eine Bronzemedaille über 50 Meter Freistil und schwamm zudem noch fünf weitere Deutsche Rekorde. Niklas Müller (Jahrgang 2003) von der GSV Heidelberg erkämpfe sich überraschend zwei Bronzemedaillen über 800 Meter und 1500 Meter Freistil und war noch in anderen Finalläufen vertreten. Paula Pichier (Jahrgang 2009) von Wasserfreunde Spandau 04 war gleich fünfmal im Finale vertreten und erreichte ihre besten Platzierungen jeweils als Fünfte über 50 Meter sowie 200 Meter Brust und stellte elf deutsche Altersklassen-Rekorde auf. „Mit dieser Bilanz können wir höchst zufrieden sein, mit ihren Leistungen könnten alle drei bei den Deutschen Meisterschaften der Aktiven ohne weiteres in die Finals kommen“, freuten sich Björn Koch, die Physiotherapeutin Alina Flemming-Diekmeyer sowie die Betreuer Stefan Pichier und Wolfgang Klose.

Björn Koch, seit 2019 Bundestrainer der Gehörlosen und seit August 2021 Coach beim Schwimmverein Gmünd, war in seiner aktiven Zeit als Gehörlosenschwimmer selbst vierfacher Weltmeister, fünffacher Europameister und 39 mal Deutscher Meister. Der 34-jährige gebürtige Wolfenbütteler schwamm 21 Welt-, 25 Europa- und 20 Deutsche Rekord; er war Gehörlosen-Weltsportler des Jahres 2016 und erhielt 2010 das Silberne Lorbeerblatt, die höchste Auszeichnung im Sport in Deutschland. Seine im Alter von zwei Jahren festgestellte Hörminderung konnte durch zwei Cochlea-Operationen weitgehend behoben werden. „Für mich waren diese 24th Deaflympics mit allen Erlebnissen und schwimmsportlichen Leistungen sehr erfreulich und emotional zugleich“, erklärte Björn Koch nach seiner Rückkehr aus Brasilien und gab bekannt: „Es waren meine letzten Wettkämpfe als verantwortlicher Schwimm-Trainer für den Deutschen Gehörlosen-Sportverband“. Er will sich künftig voll und ganz auf die Trainertätigkeit beim Schwimmverein Gmünd konzentrieren. Das nächste große sportliche Ziel steht an: Die Deutschen Meisterschaften bei den „Finals“ vom 23. bis 26. Juni in Berlin. Dort haben die Lagen- und Freistilstaffeln der Damen des SVG Chancen auf einen Podestplatz.