Schwimmlegende Siegfried Wendel 80 Jahre alt: Visionär, Motivator und Macher mit dem geschärften Blick für Talente

An diesem Montag (21.3.) feiert Siegfried Wendel, der Gmünder Sportpionier des Jahres 2020, seinen 80.Geburtstag – pandemiebedingt im kleinen Kreis mit seiner Ehefrau Barbara, seinen Kindern Ute und Frank sowie seinen vier Enkelkindern. „Im Sommer will ich dann zu einem größeren Fest im Freien einladen“, tröstet die Schwimmer- und Trainerlegende seinen großen Freundeskreis, der ihm heute „online“ gratuliert. Körperlich athletisch fit und geistig vielseitig interessiert, bestimmt der Schwimmsport heute noch das Leben des früheren Technischen Zeichners, der auch im Beruf als Betriebsrat bei der Mutlanger Firma Mürdter soziale Verantwortung trug.

 

Das Element Wasser wurde dem Jubilar schon in die Wiege gelegt. Sein Vater arbeitete und wohnte mit der Familie im ehemaligen Gmünder Wasserwerk in der Benzholzstraße. Von dort aus radelte der junge „Sigger“, wie er bis heute gerufen wird, ins Hallenbad oder ins Schießtalbad, wo Trainerguru Hans Richter sein Talent zum Kraulschwimmen entdeckte und formte. Am 1. Januar 1954 trat er in den Schwimmverein Gmünd ein. Als 14-Jähriger holte Wendel seinen ersten Sieg bei einem Knabenschwimmfest in Geislingen und durfte zur Belohnung beim Länderkampf Deutschland gegen Ungarn in Reutlingen in einem Einlagenrennen an den Start gehen. 1960 wurde der Jubilar erstmals württembergischer Jugendmeister über 400 m Freistil, weitere Landesmeistertitel schlossen sich an. Mit den Staffeln des Schwimmvereins stand Siegfried Wendel mehrfach in Finals bei Deutschen Meisterschaften. Besondere Erfolge feierte und feiert bis heute Siegfried Wendel als Masterschwimmer bei den Senioren. 1993 stellte er zusammen mit Hans- Peter Sick, Gerhard Büttner und Roland Wendel einen Europarekord über 4 x 50 m Freistil auf, 2009 in Cadiz und 2016 in London wurde er mit der SVG-Senioren-Freistilstaffel Europameister, bei den Weltmeisterschaften 2012 in Riccione holte er mit den Staffeln zwei Bronzemedaillen, 2017 gewann er in Budapest als bisher einziger Gmünder bei Weltmeisterschaften eine Bronzemedaille über 100 Meter Freistil und mehrfach gab es für ihn im Einzel und mit den Staffeln Goldmedaillen bei deutschen Meisterschaften.

 

Genauso engagiert und erfolgreich war Siegfried Wendel auch neben dem Schwimmbecken mit seinem „geschärften Blick“ für Talente. Schon 1964 begann seine Trainerlaufbahn, die offiziell zwar 2018 endete, allerdings steht er heute noch fast täglich am Beckenrand und gibt Jugendlichen und Erwachsenen Tipps, wie man vor allem richtig Kraul schwimmt. So hat er „gefühlt 1000 Gmünder*innen“ das Kraulschwimmen beigebracht. Wendel prägte auch die Strukturen im SV Gmünd. Von 1968 bis 1988 war er Jugendwart, von 1988 bis 2001 Technischer Leiter und Talentsucher. Er hat früh erkannt, dass die Trainer- und Übungsleitergewinnung und deren qualifizierte Ausbildung ein wichtiger Baustein für eine nachhaltige und erfolgreiche Jugendarbeit ist. Wendel selbst bildete neue Trainer aus - zunächst im Verein, später dann auch im Bezirk und Schwimmverband mit hochklassigen Referenten. Dadurch wurde er über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Er lehrte er im Riegenführerbereich an der Landessportschule Tailfingen und betreute er den E-Kader des Württembergischen Schwimmverbandes.

 

Siegfried Wendel war aber nicht nur im Leistungssport engagiert. Wichtig ist ihm auch der Breitensport. So lehrte er im Rahmen des Gmünder Sport-Spaßes hunderten Kindern das Kraulschwimmen. Dafür wurde er 2016 mit dem Ehrenpreis des Gmünder Sport-Spaßes ausgezeichnet. Zudem leitete er mit seiner Ehefrau Barbara den SVG-Montagsübungsbetrieb im Gmünder Hallenbad. Vom Schwimmverband und vom Schwimmverein Gmünd hat das Ehrenmitglied alle möglichen Auszeichnungen erhalten, unter anderem den nur für besondere sportliche und soziale Leistungen vergebenen „Ernst-Brazel-Pokal“.

 

Oberbürgermeister Richard Arnold würdigte die großen Verdienste des Gmünder Sportpioniers im Juli 2020 treffend so: „Das Schwimmen hat in Gmünd eine große Tradition. Dafür braucht man Visionäre, Motivatoren und Macher - all das ist Siegfried Wendel.“ „Und für uns ein Glücksfall“, fügte SVG-Vorsitzender Roland Wendel hinzu.