Deutsche Kurzbahnmeisterschaften Wuppertal: Herausragende Staffelleistungen-Dana Akhmedova Siebte im Finale über 50 Meter Brust / Ida Schneider weiter in Hochform

Grundsätzlich waren Trainer Björn Koch und seine Kollegin Dany Fuchs mit den am vergangenen Wochenende bei den Deutschen Kurzbahnmeisterschaften in der Wuppertaler „Schwimmoper“ gezeigten Leistungen der neun Schwimmerinnen und drei Schwimmer der Leistungsgruppe 1 des Schwimmvereins Gmünd (SVG) „sehr zufrieden“. Vor allem war das Gmünder Team in den vergangenen Jahren zahlenmäßig noch nie so stark wie in diesem Jahr. „Schon allein die hohen Qualifikationsnormen zu erfüllen, ist für viele Mädels und Jungs ein Riesenerfolg“, betont Björn Koch. Doch der Trainer verhehlt nicht, dass er im Stillen schon auf mehr als zwei Platzierungen unter den ersten acht in der Offenen Klasse gehofft hatte. Allerdings waren einige Aktive aus dem SVG-Team in den letzten Wochen corona- oder grippekrank und konnten deshalb nur eingeschränkt trainieren. Und außerdem ist es ein Unterschied, bei einer deutschen Meisterschaft oder bei einem Vorbereitungstest an den Start zu gehen – Dany Fuchs: „Einige unserer Athleten/innen waren verständlicherweise sehr nervös, sie absolvierten diese Meisterschaften aber mit viel Engagement und konnten dabei Selbstvertrauen und Erfahrungen für ihre weiteren schwimmsportlichen Ziele sammeln“. Immerhin verzeichnete das SVG-Team bei 24 Starts zehn persönliche Bestzeiten, vier neue Vereinsrekorde und vier neue Altersklassenrekorde. „Um den Anschluss an die nationale Spitze herzustellen, müssen wir im gesamte Trainingsbetrieb noch dicke Bretter bohren“, weiß Björn Koch, „aber wir sind auf einem guten Weg“.

So erreichte in Wuppertal nur Dana Akhmedova trotz Trainingsrückstand wegen einer Fußverletzung über 50 Meter Brust den Endlauf, den sie in ausgezeichneten 32,02 Sekunden (Vorlauf 32,20) als Siebte beendete. Bei 31,10 Sekunden liegt die Bestzeit der Ukrainerin, Nele Schulze vom SC Neukölln Berlin wurde in 30,64 Sekunden in Wuppertal Deutsche Meisterin. „In diesen Bereich kann auch Dana vorstoßen, wenn sie sich voll aufs Schwimmen konzentrieren kann“, ist Koch überzeugt. Derzeit ist sie als Übungsleiterin beim SVG im Einsatz, absolviert ein Fernstudium an der Uni in Lwiw und muss mit den psychischen Belastungen des Putin-Überfalls auf ihr Heimatland fertig werden. Den SVG-Vereinsrekord über die 50 Meter Brust hält übrigens immer noch Kerstin Vogel, die 2003 in Dublin 31,07 Sekunden schwamm.

Überraschend auf Platz 5 in der überragenden Vereinsrekordzeit von 1.45,90 Minuten schlug die Gmünder Frauenstaffel über 4 x 50 Meter Freistil an. Paula Fuchs (26,48 Sekunden), Flora Talgner (26,96), Ida Schneider (26,96) und Marie Fuchs (25,50) an. Nur die Großvereine SG Frankfurt (1.41,30 Minuten), SG Essen (1.43,30), Aqua Köln (1.42,34) und SC Wiesbaden (1.44,30) waren schneller. Die Staffeln aus Hannover, Leipzig, Ingolstadt, Chemnitz, Leverkusen, Gladbeck oder Bochum blieben hinter den Gmünderinnen. „Dass sich alle Schwimmerinnen in der Staffel voll reinhängten und Bestzeiten schwammen, ist der Beweis für eine tollen Teamgeist!“ Auch die Mixed-4 x 50 Meter-Freistilstaffel trumpfte mit Platz 9 in 1.38,67 Minuten auf. Beteiligt waren am neuen Vereinsrekord Jan Klein (23,67 Sekunden), Johannes Beyer (24,05), Paula Fuchs (25,78) und ihre Zwillingsschwester Marie Fuchs (25,17). „Im nächsten Jahr wollen wir unter 1.37 Minuten schwimmen“, gab Björn Koch das Ziel aus.

Vier neue persönliche Bestleistungen bei sechs Starts stellte Paula Fuchs (Geburtsjahrgang 2005) trotz (oder wegen) großer Nervosität auf. Ihre 28,32 Sekunden über 50 Meter Schmetterling (Platz 15) bedeuteten Vereinsrekord, ihre 2.18,63 Minuten über 200 Meter Rücken (19.) und ihre 26,48 Sekunden über 50 Meter Freistil (Staffelstart) neue SVG-Altersklassenrekorde. Die 100 m Freistil legte sie in 58,29 Sekunden (46.) zurück, die 100m Rücken in 1.04,23 Minuten (30.) und die 100 Meter Schmetterling in 1.02,88 Minuten (12.).

Ida Schneider (2005) brachte das Kunststück fertig, in allen drei Rennen ihre persönlichen Bestzeiten nochmals zu toppen. Ihre Leistungsexplosion in diesem Jahr ist einfach überragend. Mit 2.20,39 Minuten über 200 Meter Schmetterling verfehlte sie als Zehnte nur hauchdünn das Finale. Auch über 200 Meter Freistil (15.) klopfte sie mit neuer Vereinsrekordzeit von 2.03,33 Minuten an die „Endlauftür“: Platz 8 ging mit 2.01,15 Minuten weg. Die 100 Meter Schmetterling (23.) legte sie in 1.03,29 Minuten zurück. „Wenn Ida so weiter macht, kann sie über 200 Meter Schmetterling und 200 Meter Freistil in die absolute Spitzenklasse vorstoßen“, ist Björn Koch überzeugt.

Trotz Trainingsrückstand blieb Marie Fuchs (2005) über 100 Meter Brust (21.) mit 1.11,90 Minuten und über 100 Meter Schmetterling (20.) in 1.03,55 Minuten nur knapp über ihren Hausrekorden. Was tatsächlich in ihr steckt, zeigte sie in den beiden Staffeln. Je eine neue Bestzeit erzielten die Stotz-Sisters. Heike (2007) steigerte sich über 100 Meter Brust (55. Offene Wertung/31. Jugendwertung) auf 1.15,35 Minuten, über 400 Meter Lagen (29./21.) wurde sie mit 5.13,60 Minuten gestoppt. Kathrin Stotz (2005) überzeugte mit 5.05,00 Minuten über 400 Meter Lagen (21.). Auf den kürzeren Strecken 100 m Lagen (47., 1.07,68) und 200 Meter Lagen (49., 2.24,58 Minuten) muss sie noch an der Grundschnelligkeit arbeiten.

SVG-Neuzugang Chiara Vetter (2001, zuvor TSG Backnang), zeigte über 50 Meter Brust (23., 33,03 Sekunden) und über 100 Meter Brust (29., 1.12,43) ordentliche Leistungen. „Bei ihr ist noch gezieltes Training notwendig, denn bei den technisch anspruchsvollen Sprintstrecken muss vom Start, über die Wende bis zum Anschlag alles passen“, urteilt Björn Koch. Gastschwimmerin Vittoria Beverini (2007), die an Weihnachten wieder in ihre Heimatstadt Genua zurückkehrt, steigerte sich im Vergleich zum Mugele-Cup über 200 Meter Schmetterling (39./20.) auf 2.28,78 Minuten. „Sie hat sich bei uns in Gmünd sichtlich wohl gefühlt und war sofort ins Team integriert“, lobte Dany Fuchs und ließ wissen: „Ich kann mir gut vorstellen, dass wir in Verbindung bleiben und vielleicht sogar zu einem Trainingslager nach Genua fahren“.

Bei den drei Gmünder Jungs war die nervliche Anspannung bei deren ersten deutschen Meisterschaften der Aktiven besonders groß. So konnte nur Jan Klein (2005) als Startmann in der 4 x 50 Meter Freistilstaffel mit 23,67 einen neuen SVG-Altersklassenrekord aufstellen. Über 100 Meter Rücken (40./19., 59,14 Sekunden), 200 Meter Rücken (23./15., 2.08,28 Minuten) und 200 Meter Freistil (52./22., 1.56,95) war er schon schneller. Gleiches gilt für Johannes Beyer (2005) für die 200 Meter Freistil (58./28., 1.58,19 Minuten). Fabian Blessing (2000) fehlte nach langer Erkrankung über 100 Meter Brust (40., 1.05,14 Minuten)) und 200 Meter Brust (32., 2.23,24 Minuten) die Kraft, um an seine Bestzeiten heranzukommen.         

Bereits am kommenden Wochenende startet der SVG mit zwei Mannschaften bei den Baden-Württembergischen Mannschaftsmeisterschaften in Freiburg zum letzten Wettkampf im Jahr 2022. „Wir wollen uns 2023 auf die Meisterschaftswettbewerbe auf der 50-Meter-Bahn konzentrieren“, blickt Björn Koch voraus, „dafür müssen wir viel und hart trainieren“. Der hauptamtliche Trainer des SVG sieht dabei aber Probleme auf sein Team zu kommen: „Zum einen stehen unsere Athleten vor der schwierigen Aufgabe, den hohen zeitlichen Aufwand für den Leistungssport und die Anforderungen in der Schule, im Studium oder im Beruf in Einklang zu bringen, zum anderen wird es bei den abgesenkten Wassertemperaturen im Hallenbad sehr schwer, das für Spitzenleistungen notwendige umfangreiche Trainingsprogramm ohne gesundheitliche Schäden zu absolvieren“.