Deutsche Jugendmannschaftsmeisterschaften weibliche A-Jugend - „Dorfhennen“ dürfen auf Bronzemedaille stolz sein

Marie Fuchs, Paula Fuchs, Ida Schneider, Kathrin Stotz und Leni Frank schwammen in Wuppertal aufs Podest. Nur die Großvereine SSG Leipzig und SV Nikar Heidelberg waren schneller.

„Wir sind auf unsere Mädels Marie und Paula Fuchs, Ida Schneider, Kathrin Stotz und Leni Frank sowie auf das Trainergespann Björn Koch und Dany Fuchs sehr stolz. Sie haben sich mit ihrem dritten Platz bei den Deutschen Jugendmannschaftsmeisterschaften in Wuppertal hinter der SSG Leipzig und dem SV Nikar Heidelberg einen festen Platz in Deutschlands Schwimmspitze gesichert“, postete Roland Wendel am Montagmorgen an alle Mitglieder des Schwimmvereins Gmünd. Und der SVG-Vorsitzende lud die Schwimmerfamilie gleich zu einem Empfang am Donnerstag, 2. Februar, um 17 Uhr ins Hallenbad ein. Da werden die „Dorfhennen“ geehrt und tragen sich ins Silberne Buch der Stadt Schwäbisch Gmünd ein.

Die Gmünder A-Jugendlichen, die in gleicher Besetzung im Vorjahr zeitgleich mit der SSG Leipzig hinter dem SV Nikar Heidelberg Silber gewannen, gingen beim Finale in Wuppertal als Vorlaufschnellste an den Start, aber nicht als Favoritinnen. Die Spitzenclubs SSG Leipzig, der allein drei von acht Jugendtitel holte, und SV Nikar Heidelberg hatten sich nämlich wie erwartet im Gegensatz zu den Vorkämpfen auf der Landesebene personell enorm verstärkt und verbesserten sich dadurch um fast eine Minute. Auch Paula Fuchs, Marie Fuchs, Ida Schneider und Kathrin Stotz steigerten sich gegenüber den Baden-Württembergischen Meisterschaften in Freiburg in allen Staffeln über 4 x 100 Meter Freistil, Brust, Rücken, Schmetterling und Lagen, und auch ihre Gesamtzeit von 21:51.60 auf 21:44,07 Minuten. „Der Bronzemedaillenplatz ist gegen eine übermächtige Konkurrenz aus allen Schwimmhochburgen der Republik und wegen der widrigen Trainingsbedingungen aufgrund der Gasmangellage sensationell für einen kleinen Verein wie wir es sind“, ordnete Roland Wendel die Leistung ein. Und Trainer Björn Koch präzierte: „Die Großvereine in anderen Bundesländern konnten bei Wassertemperaturen von 27 bis 28 Grad trainieren. Da ist ein ganz anderes Pensum möglich; wir mussten bei 24 Grad unser Trainingskonzept ändern und verkürzen. Außerdem waren einige Schwimmerinnen, vor allem Marie Fuchs, lange Zeit verletzt und krank oder mussten wegen ihrer Vorbereitungen auf das Abitur ihr Training reduzieren.“ Roland Wendel legt aber Wert darauf, „dass wir uns nicht über die Trainingsbedingungen beklagen“. Der deutsche Föderalismus bringe es halt mit sich, dass auf die Energiekrise in einzelnen Bundesländern anders reagiert werde: „Wir standen in Gmünd vor der Alternative Wassertemperatur auf 24 Grad absenken oder Hallenbad schließen. Deshalb sind wir den Stadtwerken und den Bäderbetrieben dankbar, dass wir überhaupt unseren Sport betreiben dürfen“.

Die Wettkämpfe bestritten die Gmünderinnen, die im Übrigen alle beim SVG groß geworden sind, mit viel Ehrgeiz, aber auch mit großem Lampenfieber. Zum Auftakt am Samstag setzte der SV Nikar Heidelberg über 4 x 100 Meter Freistil gleich ein Ausrufezeichen. Die Nordbadenerinnen starteten mit Jette Lenz fulminant mit 56,02 Sekunden und gaben diese Führung bis zum Ende (3.47,30 Minuten) nicht mehr. Paula Fuchs (57,89), Marie Fuchs (56,81), Kathrin Stotz (58,60) und Ida Schneider (57,27) verteidigten den zweiten Platz in 3.50,57 klar gegenüber der SSG Leipzig.        

Ergebnis 4 x 100 Meter Freistil: 1. Nikar Heidelberg 3.47,30 Minuten 2. SV Gmünd 3.50,69, 3. SSG Leipzig 3.53,02; 4. TV Wetzlar 3.53,52; 5.  Blau-Weiß Bochum 4.00,50; 6. Potsdamer SV 4.04,50; 7. SG Bayer Wuppertal 4.06,25.

Als „etwas holprig“ bezeichnete Björn Koch die Freistilstaffel und motivierte seine Mädels für die Bruststaffel neu. Marie Fuchs startete mit großartigen 1.10,68 Minuten und wechselte knapp hinter der SSG Leipzig (Aaliyah Schiffel 1.09,09), aber klar vor Heidelberg als Zweite auf ihre Zwillingsschwester Paula, die mit 1.13,42 gegenüber Leipzig aufholte und Platz 2 gegen Heidelberg verteidigte. Kathrin Stotz (1.14,23) und Ida Schneider (1.14,90) überholten in einem spannenden Rennen die Leipzigerinnen, mussten aber die Nikar-Nixen knapp den ersten Platz überlassen, erzielten aber mit 4.53,23 Minuten einen neuen württembergischen Rekord der Aktiven.  

Ergebnis 4 x 100 Meter Brust: 1. Nikar Heidelberg 4.51,64 Minuten; 2. SV Gmünd 4.53,23; 3. SSG Leipzig 4.56,37; 4. Blau-Weiß Bochum 5.05,28; 5. TV Wetzlar 5.11,33; 6. SG Bayer Wuppertal 5.15,22; 7. Potsdamer SV 5.21,88.

Damit lag nach zwei Wettkämpfen der SVG hinter Heidelberg und vor der SSG Leipzig auf Rang 2, die anderen Mannschaften hatten mit dem Kampf um die Plätze auf dem Podest praktisch nichts mehr zu. In der 4 x 100 Meter Rückenstaffel schwenkte die Leipzigerinnen auf Siegkurs ein, obwohl sie wegen eines Wechselfehlers nachschwimmen mussten. Mit ihrer Siegerzeit von 4.17,71 nahmen sie Heidelberg über sieben und dem SVG sogar elf Sekunden ab. Paula Fuchs (1.04,49), Ida Schneider (1.08,47), Kathrin Stotz (1.09,92) und Marie Fuchs (1.05,88) verbesserten sich gegenüber dem Vorkampf zwar knapp, dennoch war nach dieser Staffel klar, dass Heidelberg und Leipzig realistisch nicht mehr einzuholen waren.  

Ergebnis 4 x 100 Meter Rücken: 1. SSG Leipzig 4.17,71; 2. Blau-Weiß Bochum 4.22,44; 3. Nikar Heidelberg 4.24,91; 4. SV Gmünd 4.28,76; 5. Potsdamer SV 4.31,36; 6. TV Wetzlar 4.38,88; 7. SG Bayer Wuppertal 4.46,69

Umso bemerkenswerter, wie am Sonntagmorgen in der 4 x 100 Meter Schmetterlingstaffel die „Dorfhennen“ loslegten: Paula Fuchs (1.02,41) und Marie Fuchs (1.01,85) setzten sich deutlich an die Spitze und Kathrin Stotz (1.05,53) und Ida Schneider (1.03,43) verteidigten die Führung mit viel Einsatz vor dem SV Nikar Heidelberg und der SSG Leipzig in der neuen württembergischen Rekordzeit von 4.13,22 Minuten.

Ergebnis 4 x 100 Meter Schmetterling: 1. SV Gmünd 4.13,22 Minuten; 2. SSG Leipzig 4.13,98; 3. Nikar Heidelberg 4.17,49; 4. TV Wetzlar 4.27,04; 5. Blau-Weiß Bochum 4.28,49; 5. SG Bayer Wuppertal 4.35,19; 7. Potsdamer SV 4.39,70.

In der abschließenden Lagenstaffel spitzte sich der Kampf um den Titel zwischen der SSG Leipzig und dem SV Nikar dramatisch zu. Am Ende lagen in der Gesamtwertung die Leipzigerinnen um 48/100 Sekunden vorne. Noch nach der zweiten Schwimmerin hatte Heidelberg die Goldmedaille in der Hand. Paula Fuchs (Rücken in 1.04,33), Marie Fuchs (Brust in 1.10,22), Ida Schneider (Schmetterling in 1.04,13) und Kathrin Stotz (Freistil in 59,61) gaben nochmals ihr Bestes und sicherten die Bronzemedaille klar vor Blau-Weiß Bochum ab.

Ergebnis 4 x 100 Meter Lagen:1. SSG Leipzig 4.12,55 Minuten; 2. Nikar Heidelberg 4.12,77; 3.SV Gmünd 4.18,29; 4. Blau-Weiß Bochum 4.23,78; 5. TV Wetzlar 4.23,83; 6. Potsdamer SV 4.30,82; 7. SG Bayer Wuppertal 4.31,13.

Endstand gesamt: 1. SSG Leipzig 21.33,63 Minuten; 2. Nikar Heidelberg 21.34,11; 3. SV Gmünd 21.44.07; 4. Blau-Weiß Bochum 22.20,49; 5. TV Wetzlar 22.34,60; 6. Potsdamer SV 23.08,26; 7. SG Bayer Wuppertal 23.14,48.