Mühlleitner darf mit zur EM - 13 Vereinsrekorde für Gmünder

Der Finger zeigt es an: Die Leistungskurve geht weiter nach oben. Henning Mühlleitner schwamm in Wuppertal fünf neue Vereinsrekorde für den Schwimmverein Gmünd und qualifizierte sich für die Europameisterschaft. (Foto: Kleindl)

Die Bilanz des Schwimmvereins Gmünd nach den deutschen Kurzbahnmeisterschaften in Wuppertal fällt überaus positiv aus: Sechs starter schwammen 13 neue Vereinsrekorde. Henning Mühlleitner glänzte als Dritter und Vierter und wurde vom DSV für die Kurzbahn-Europameisterschaft nominiert. Es war Mitternacht, als das Team des Schwimmvereins Schwäbisch Gmünd am Sonntag nach den deutschen Kurzbahn-Meisterschaften in Wuppertal „hundemüde“ wieder zu Hause war. Im Gepäck sensationelle 13 Vereinsrekorde sowie einen dritten (über 1500 Meter Freistil) und einen vierten Platz (über 800 Meter Freistil) durch Henning Mühlleitner. „Es waren überragende Titelkämpfe für uns“, bilanzierte SVG-Trainer Patrick Engel nach seinem 18-Stunden-Tag zum Abschluss des Auftritts von sechs Gmündern in der Schwebebahnstadt, der am morgen um 6 Uhr begonnen hatte. „Aber es hat sich gelohnt“, fügte er hinzu. Das „Sahnehäubchen“ aus Sicht des Schwimmvereins gab es dann noch am Montag: Henning Mühlleitner wurde vom Deutschen Schwimm-Verband (DSV) für die Kurzbahn-Europameisterschaften vom 2. bis 6. Dezember in Netanya in Israel nominiert.

Noch einmal ein schwimmerischer Höhepunkt für den 18 Jahre alten, in Saarbrücken trainierenden Schüler, der in den vergangenen zwei Jahren eine grandiose Entwicklung gemacht hat und nun auf dem Sprung in das Nationalteam steht. Nach den Junioren-Europameisterschaften im Juni in Baku in Aserbeidschan (dort gab es zwei Bronzemedaillen über 800 Meter Freistil und mit der Staffel über 4x200 Meter Freistil) und den für ihn etwas enttäuschenden Junioren-Weltmeisterschaften in Singapur im August geht Henning Mühlleitner nun zum dritten Mal in nur sechs Monaten mit dem DSV zu einer internationalen Meisterschaft auf Reisen.

Belohnt wird damit sein dritter Platz über 1500 Meter Freistil, bei dem er in SVG-Vereinsrekordzeit von 14:51,94 Minuten die vom Verband geforderte Richtzeit für die Kurzbahn-EM unterboten hatte. Neben dieser Strecke wird er in Netanya voraussichtlich auch über 400 Meter Freistil an den Start gehen. Hier glänzte er als Sieger des B-Finals (damit insgesamt Neunter) mit ebenfalls Vereinsbestzeit von 3:46,81 Minuten. Die 800 Meter Freistil stehen nicht im Programm der Titelkämpfe in Israel.

Angesichts der angespannten Sicherheitslage in Europa und im Nahen Osten kam der Gmünder allerdings auch kurzfristig ins Grübeln, ob er überhaupt mit zur Kurzbahn-EM fahren soll. Letztendlich entschloss er sich dazu, der DSV hatte seinen Athleten die Teilnahme freigestellt. „Passieren kann überall etwas und ich nehme an, dass die Organisatoren alles dafür tun werden, dass uns nichts passieren wird“, sagte er nach den 400 Metern Freistil. Nach seinem abschließenden Rennen in Wuppertal strahlte er über das ganze Gesicht. „Es war schon verblüffend, was er hier nochmals geleistet hat“, musste sich Patrick Engel einmal mehr wundern, mit welcher Präzision Henning Mühlleitner sein Rennen bestritt. Er war praktisch auf den ersten 200 Metern (1:53,17 Minuten) gleich schnell, wie auf der zweiten Teilstrecke (1:53,64 Minuten) und spielte wieder einmal seine Kondition aus.
Damit stellt der Schwimmverein nach einem Dutzend an Jahren erstmals wieder einen Teilnehmer bei einer Kurzbahn-EM. Zuletzt konnte sich 2003 Kerstin Vogel qualifizieren, die dann in Dublin über 50 Meter Brust sensationell Vierte wurde. Auch bei der Kurzbahn-EM 2008 im kroatischen Rijeka und ein Jahr später bei der WM auf der 50-Meter-Bahn in Rom war sie mit von der Partie, war aber da schon wieder in ihre rheinische Heimat nach Köln zurück gekehrt und ging dann für die SG Essen an den Start.

In Rijeka ebenfalls mit von der Partie war ein Gmünder Eigengewächs: Florian Abele. Doch startete er (wie im Übrigen heute noch) bereits für den SV Nikar Heidelberg. Das letzte SVG-„Urgewächs“, das bei europäischen Titelkämpfe startete, war Marion Zoller. Sie gewann dabei sogar zweimal Bronze. Bei der EM auf der Langbahn 1991 in Athen über 200 Meter Lagen und im gleichen Jahr bei der Sprint-EM auf der Kurzbahn in Gelsenkirchen über 100 Meter Lagen. Tochter Maxine Wolters erfüllte in Wuppertal als Dritte über 200 Meter Rücken in 2:06,91 Minuten ebenfalls die Qualifikationskritierien für Netanya, verzichtete aber aus Schul- und Trainingsgründen auf einen Start.

Aber nicht nur Henning Mühlleitner sorgte in Wuppertal mit seinen fünf SVG-Vereinsrekorden für Furore. Auch Maximilian Forstenhäusler kam auf eine Handvoll an Schwimmvereins-Bestmarken. So durfte er nach seinem abschließenden Rennen über 200 Meter Lagen mächtig stolz sein. Auf 2:01,48 Minuten verbesserte er sich hier. „Eine Zeit unter zwei Minuten ist nicht mehr abwegig“, urteilte Patrick Engel nach einer ersten Rennanalyse. „Es ist noch Potential vorhanden und daran werden wir in den nächsten Wochen und Monaten arbeiten“, kündigte er an. Forstenhäusler, im Juni ebenfalls bei der Junioren-EM in Baku am Start, konnte nicht nur mit dieser Leistung und Platz drei im B-Finale (insgesamt Elfter) zufrieden sein.

So drückte er zunächst den SVG-Vereinsrekord über 200 Meter Freistil auf 1:49,44 Minuten ehe wenige Minuten später Henning Mühlleitner mit 1:49,09 Minuten gleich einen drauf setzte. Zeiten, die SVG-Vorstand Roland Wendel träumen ließen. „Wo gibt es einen Wettkampf bei dem eine 4x200-Meter-Freistilstaffel auf der Kurzbahn geschwommen wird? Da muss doch eine Zeit um 7:30,00 Minuten möglich sein“, war seine erste Reaktion. Zumal sein Filius in Wuppertal ebenfalls glänzen konnte und eine Zeit unter 1:55,00 Minuten beisteuern könnte. Der SVG-Vereinsrekord für dieses Quartett steht derzeit bei 8:04,30 Minuten. Aufgestellt am 25. Oktober 1986 (!). Einer der Staffelteilnehmer damals: Roland Wendel. Eine Möglichkeit in den nächsten Wochen diese Marke zu brechen, scheint es aber nicht zu geben. Zudem müsse dann vor allem auch Henning Mühlleitner zur Verfügung stehen. Doch der wird nach Netanya seine Trainingsbahnen wieder in Saarbrücken ziehen und sich auf sein Abitur im Frühjahr vorbereiten. Auch für Maximilian Forstenhäusler werden die Vorbereitungen auf das Abitur in den nächsten Wochen im Vordergrund stehen.
Aber nicht nur das Gmünder Ausnahmeduo durfte mit seinen Leistungen in Wuppertal mehr als zufrieden sein. So konnten auch Lisa Schulz (zweimal) und Per Kleinschmidt (einmal) für neue SVG-Vereinsrekorde sorgen. Einzig Carolin Morassi ging leer aus, war aber mit ihren 2:1817 Minuten über 200 Meter Schmetterling bereits in Schlagdistanz zur Bestmarke des Vereins, zu der nur 27 Hundertstel fehlten. „Das dauert nicht mehr lange, dann fällt sie“, kündigte Patrick Engel an. Der konnte bei 23 Starts über 20 Strecken neue persönliche Bestmarken verzeichnen. Eine Zahl, die es ebenfalls schon lange nicht mehr beim SVG gegeben hat. Dreimal wurde der eigene Hausrekord hauchdünn verpasst. „Und Maximilian Forstenhäusler war mit fünf Vereinsrekorden bei fünf Einsätzen absolut top“, freute sich der Schwimmvereins-Trainer.

© Gmünder Tagespost 23.11.2015 19:26:06