Die Gmünder Schwimmerinnen und Schwimmer sind auf Rekordjagd. 40 neue Vereinsrekorde sind 2015 geschwommen worden, zur 2014er-Bestmarke von 45 fehlt nicht mehr viel. Als man beim Schwimmverein Schwäbisch Gmünd im vergangenen Jahr 45 Vereinsrekorde verzeichnen konnte, war die Freude schon riesengroß. Ein Ausnahmejahr? Mal sehen. Als am Wochenende bei den Deutschen Kurzbahn-Meisterschaften in Wuppertal 13 weitere neue Bestmarken dazu kamen, war man bei einer Gesamtzahl von 40 für 2015 angekommen. Dazu gesellt sich noch eine Bestzeit im Freiwasser über die Zehn-Kilometer-Distanz, doch die kann im Prinzip nicht als Rekord gezählt werden. Zu unterschiedlich sind dort immer die Bedingungen auf dem jeweiligen Kurs und die dann auch noch variieren. Ob ein Rekord mehr oder weniger, die 45 Bestmarken aus dem Vorjahr scheinen noch im Bereich des Möglichen. Zumal die Gmünder „Rekordjäger“ noch den einen oder anderen Wettkampf bestreiten.
Zunächst einmal Henning Mühlleitner, der in der kommenden Woche seine Premiere im Nationalteam feiern darf. Er gehört zum 27-köpfigen Aufgebot des Deutschen Schwimm-Verbands (DSV) bei den Kurzbahn-Europameisterschaften in Netanya (Israel) vom 2. bis 6. Dezember. Dort wird er über 1500m Freistil an den Start gehen, über die er in Wuppertal einen starken dritten Rang belegen konnte. „Vielleicht kommen ja noch die 400m Freistil dazu“, hoffte SVG-Trainer Patrick Engel, der den 18 Jahre alten Schüler nach seinem Auftritt in Wuppertal in den höchsten Tönen lobte. „Er packte wieder aus, was auszupacken war“, meinte der SVG-Trainer. „Er ist in seiner Altersklasse auf einem absoluten Weltklasseniveau angekommen“, stellte er weiter fest. In der Tat wurde Henning Mühlleitner auch für die 400m-Distanz bei der Kurzbahn-EM gemeldet.
Nicht im Programm in Netanya stehen die 800m Freistil, über die er am Wochenende einen wahren „Husarenritt“ hinlegte und in 7:48,98 Minuten auch erstmals einen DSV-Altersklassenrekord aufstellen konnte. „Es ist aber bei ihm auch noch Luft nach oben“, sah Engel noch die eine oder andere (kleine) Schwachstelle bei Mühlleitner, der weiterhin in Saarbrücken am dortigen Landesleistungszentrum trainieren wird. „Er hat aber auch verlauten lassen, dass er über einen Vereinswechsel nicht nachdenkt“, gab Engel nach einem längeren Gespräch mit ihm und seinem Saarbrücker Trainer Hannes Vitense zu Protokoll. „Wir werden beim Schwimmverein auch weiterhin alles machen, was möglich ist und dass er uns erhalten bleibt“, kündigte der SVG-Coach an, der überhaupt sehr stolz über das Auftreten seiner Mannschaft war.
Seit rund vier Jahren ist Engel nun beim Schwimmverein. „In dieser Zeit haben wir schon viele erreicht, was zuvor als unmöglich galt. Aber diese Meisterschaft war mit Abstand das Nonplusultra“, lautete sein Fazit. Dabei hatte er aber nicht nur Henning Mühlleitner und dessen fünf Vereinsrekorde im Visier. Angetan war er auch von den fünf Rennen von Maximilian Forstenhäusler, der dabei ebenfalls fünfmal die bisherigen SVG-Bestmarken unterbieten konnte. „Bei ihm zahlt sich offenbar das gezielte Krafttraining aus, das er seit einiger Zeit absolviert“, nannte Engel einen der Gründe für die Entwicklung von Forstenhäusler, der nach seinem abschließenden Rennen in Wuppertal ziemlich platt war. Mit 2:01,48 Minuten ist hier die Zwei-Minuten-Barriere in Reichweite.
Vor gut einem Jahr hatte Patrick Engel unter anderem auch davon gesprochen, dass eines seiner Ziele beim Schwimmverein eine 4x200m-Freistilstaffel der Männer „unter den ersten Drei“ bei Deutschen Meisterschaften auf der 50m-Bahn ist. Auf Platz fünf war man da schon angekommen. Aber die Vorstellungen von Mühlleitner (1:49,09 Minuten) und Forstenhäuler (1.49,44 Minuten) über die 200m Freistil weckten auch bei Engel Lust auf mehr. Zumal Eric Wendel (der sich in Wuppertal enorm verbessern konnte) schon vor zwei Wochen 1:56,11 Minuten erzielen konnte, bei den Deutschen Kurzbahn-Meisterschaften über diese Strecke aber nicht am Start war. „Und dann haben wir unter anderem noch Julian Morassi und Per Kleinschmidt“, scheint Engel aus dem Vollen schöpfen zu können. „Ich habe den Eindruck, dass wir auf einem guten Weg zu einem Podestplatz sind“.
Aber nicht nur die Männer lassen ihn inzwischen jubilieren. Auch die SVG-Frauen sind auf dem besten Weg. Erste Vereinsrekorde sind in diesem Jahr schon gefallen. Zunächst in der Sommersaison auf der 50m-Bahn durch Carolin Morassi. In Wuppertal nun durch Lisa Schulz. Mit Katharina Bopp als Neuzugang in diesem Herbst hat Patrick Engel einen weiteren Rohdiamanten bereits in Petto. „Ich hoffe, dass auch sie in Zukunft zu unserer Mannschaft bei den Deutschen Meisterschaften gehört“, hatte sie sich für für die Kurzbahn-Meisterschaften (noch) nicht qualifizieren können. „Es waren verdammt gute Leistungen, die am Wochenende gezeigt wurden und es hat uns recht viel Spaß gemacht“, war Patrick Engel sichtlich stolz.
Nun werden (mit Ausnahme von Henning Mühlleitner) erst einmal „kleinere Brötchen“ in Sachen Wettkämpfen beim SVG gebacken – beim „41. Dr.-Otto-Fahr-Gedächtnis-Schwimmfest“ des SV Cannstatt (über 200m und 400m Freistil) und kurz vor Weihnachten dem „25. Dresdner Christstollen-Schwimmfest“ des Dresdner SC.
© Gmünder Tagespost 25.11.2015 20:15:17