Mit großem Elan durch neun Jahrzehnte - Dr. Walter Botsch ist 90. Eine Zahl, die ihm keiner anmerkt.

Lehrer, Sportler, Naturwissenschaftler und Kommunalpolitiker: Vielfältiges Engagement hat Dr. Walter Botsch jung gehalten. An diesem Montag feiert er seinen 90. Geburtstag. Bei all seinen Leistungen bleibt der Jubilar bescheiden, im Mittelpunkt zu stehen, das überlässt er lieber anderen.

Manchmal im Leben lässt es sich aber nicht vermeiden. Etwa als erfolgreicher Schwimmer und langjähriger Vorsitzender des Gmünder Schwimmvereins. Bekannt wird der heutige Jubilar zunächst als ältester der drei Botsch-Brüder, die im Schwimmverein Gmünd eine legendäre Rückenstaffel bilden. Er sichert dem Verein 1953 den deutschen Titel über 4x100 m Rücken und ist bis Ende der 50er-Jahre an weiteren Vizemeisterschaften beteiligt. Die Schwimmer sind ihm über die sportliche Laufbahn hinaus wichtig, 1966 übernimmt er den Vereinsvorsitz. In den Folgejahren wächst der Schwimmverein von 300 auf über 1000 Mitglieder.

Walter Botsch ist in erster Linie natürlich Lehrer. Schüler des Aufbaugymnasiums schätzen seine naturwissenschaftlichen Kenntnisse in Chemie, Biologie und Geografie. Die Zeit nach seiner Pensionierung nutzt er intensiv, promoviert an der Universität Stuttgart über die Geschichte der Naturwissenschaften. Die Begeisterung Walter Botschs für die Phänomene der Natur springt auch auf die Zuhörer über, wenn er Vorträge hält. Oder wenn er Studierende vor sich hat. Im Ruhestand ist er auch Lehrbeauftragter an der Universität Stuttgart. Ein halbes Leben lang schreibt er Bücher über Chemie und Biologie, populärwissenschaftliche Werke und Schulbücher.

Das Ehrenamt gilt nicht allein dem Schwimmverein. Zu seinen wichtigen Aufgaben zählt bald die Mitgliedschaft im Gmünder Gemeinderat. Zehn Jahre gehört er dem Gremium bis 1999 an. Für ihn erfreulich, dass man „in dieser Funktion auch etwas bewegen kann“, wie er später sagt. Er bringt Bewegung in das Leben vieler Senioren in Schwäbisch Gmünd, wird 1992 Vorsitzender des Stadtseniorenrats und richtet Seniorentage in der Stadt aus. Dabei ist er Vorreiter in einer Zeit, in der der demografische Wandel erstmals deutlich sichtbar wird. Damit nicht genug, Walter Botsch ist Mitglied des Rotary Clubs Schwäbisch Gmünd, 1993/1994 dessen Präsident. Verdient macht er sich dort durch die vielen Vorträge, die seine Clubfreunde immer zu schätzen wissen.

So viel Engagement bleibt nicht ohne Folgen. Im Lauf der Jahre kann er viele Ehrungen entgegennehmen. So die goldene Ehrennadel des Landessportbundes, die des Württembergischen Schwimmverbands, 1982 wird er zum Sportpionier gekürt, 1983 ist er Ehrenvorsitzender, 2000 erhält er den „Ernst-Brazel-Pokal“. Aus der Hand von Oberbürgermeister Wolfgang Leidig kommt 2006 Ehrennadel des Landes Baden-Württemberg dazu. An Ehrungen viel früherer Jahre erinnert ihn der Besuch von Carlo Pedersoli alias Bud Spencer im Schießtal. 2011 kann Walter Botsch dem berühmten Schauspieler und Schwimmer Fotos vom Länderkampf 1951 in Gmünd überreichen und mit ihm über den damaligen Wettkampf plaudern.

Walter Botsch ist auch immer Familienmensch. Umso schwerer trifft es ihn, als seine Frau den Kampf gegen den Krebs verliert. Engen Kontakt hat der Jubilar zu seinen beiden Söhnen und deren Familien, fünf Enkelkinder zählen dazu. Veit Botsch, Chef des Gmünder Hans-Baldung-Gymnasiums, hat sich in unmittelbarer Nähe Walter Botschs niedergelassen.

© Gmünder Tagespost 25.06.2017