Barbara Held bleibt unter neun Stunden - Langstreckenschwimmen - Gmünderinnen Barbara Held (26,4 Kilometer in 8:59 Stunden) und Solveig Rofka durchschwimmen den Zürichsee.

Die Gmünderinnen Barbara Held (r.) und Solveig Rofka hatten sich lange und intensiv auf die strapaziösen Kilometer im Zürichsee vorbereitet.

Anlässlich des 30-jährigen Bestehens des inzwischen weltweit bekannten Langstreckenschwimmevents, wofür Teilnehmer aus ganz Europa und selbst aus Australien, Kanada und den USA anreisten, befanden sich auch Barbara Held vom SV Schwäbisch Gmünd und Solveig Rofka von der DJK Schwäbisch Gmünd unter den Athleten.

Die Herausforderung, den Zürichsee der Länge nach alleine zu durchschwimmen, ist so beliebt, dass sich jedes Jahr rund 300 Schwimmer aus der ganzen Welt anmelden. Davon erhält aber aus Sicherheitsgründen nur ein Drittel den begehrten Startplatz.

Die Soloschwimmer müssen die 26,4 Kilometer vom Start in Rapperswil bis zum Ziel in Zürich innerhalb von maximal zwölf Stunden zurücklegen, ohne ihre jeweiligen Begleitboote berühren zu dürfen oder gar an Land zu gehen. Die Bootsführer sorgen für ihre Sicherheit gegenüber dem übrigen Schiffsverkehr und reichen die nötige Verpflegung an, ohne die eine solche Ausdauerleistung nicht möglich wäre.

Gewitter bringt Unruhe

Trainiert hatten die beiden Athletinnen im Schnitt 20 Kilometer (Held) und 35 Kilometer (Rofka) pro Woche. Zusätzlich zum Beckentraining im Freibad wurde der Bucher Stausee einmal wöchentlich für bis zu 15 Kilometer am Stück genutzt. Die Wetterlage zehrte an den Nerven der Schwimmerinnen, zunächst waren startverzögernde oder das Rennen unterbrechende Gewitter angesagt, dann empfing sie der Morgen mit starken Gegenwellen.

Diese beruhigten sich jedoch einige Minuten vor dem Start etwas. Durch den Wetterumschwung des Vorabends hatte sich der See auf 21 Grad abgekühlt.

Pünktlich fiel der Startschuss. Nun galt es, das richtige Tempo zu finden. Nicht zu schnell aber auch nicht zu langsam. Die ersten 6 Kilometer quer über den See lief das Rennen für beide Schwimmerinnen gut, sie konnten das aus dem Training gewohnte Tempo leicht halten. Der starke Regenguss war für die begleitenden Paddler jedenfalls unangenehmer.

Rofka kämpft mit Seekrankheit

Barbara Held war weiter bis zu Kilometer 14 mit ihren drei Stundenkilometern unterwegs, für Solveig Rofka begann ab dem neunten Kilometer der Kampf mit der Seekrankheit. Diese bewirkt einen Abfall des Kreislaufes, sehr ungünstig zum Halten der Körpertemperatur im kühlen Wasser. Sie kämpfte sich noch zusätzliche 8 km vorwärts, bis die Atemmuskulatur so verkrampfte, dass ein Weiterkommen nicht mehr möglich war und sie verfroren nach 17 Kilometern aufgeben musste.

Barbara Held war dem Wellengang durch ihr langjähriges Wohnen am Zürichsee besser angepasst. Etwas langsamer geworden im letzten Drittel der Strecke, mobilisierte sie auf den letzten 2 Kilometern nochmals die Kräfte.

Vielleicht ließe sich ja eine Zeit unter neun Stunden erreichen? Einen Endspurt später die Gewissheit: geschafft, 8:59 Stunden. Große Freude bei der Athletin, die in Anbetracht der Gegenwellen eher mit elf Stunden gerechnet hatte und über ihren sechsten Platz bei 16 Solostarterinnen mehr als glücklich war. Die schnellste Schwimmerin benötigte 7:45 Stunden, der schnellste Schwimmer 7:11 Stunden.

Im Ziel angekommen war Held mehr als zufrieden. „Ich bin überglücklich, dass ich dieses Lebensziel erreichen und auf meine etwa 100 Zürichseequerungen auch eine ‘Zürichseelängung’ draufsatteln konnte. Gereizt hat mich das als ‘ja, könnte man mal im Leben probieren’ schon seit Jahren, aber erst mit den 41 Kilometern beim 24-Stunden-Schwimmen letzten Sommer habe ich mich den 26,4 Kilometern Durchschwimmen ohne Pause gewachsen gefühlt.

 

Interview:

Frau Held, wie kommt man auf solch eine Idee?

Barbara Held: Als ich noch in Zürich wohnte und zum ersten Mal davon hörte, hielt ich das für unmöglich: Welche Verrückten schwimmen eine Strecke, die ich gerade erst mit dem Raddampfer in zwei Stunden zurückgelegt hatte? Im Lauf meiner Jahre dort bin ich den See zirka 100 Mal quer geschwommen, hin- und zurück eine Strecke von gesamt 2,4 Kilometern. Das war meine längste Schwimmstrecke, weitab von jeglichem Leistungssport.

Was hat Sie also dazu bewegt?

Ich musste erst nach Gmünd übersiedeln, um meine Schwimmtechnik dank Schwimmverein so verbessern zu können. Ich kann also aus eigener Erfahrung sagen, dass der SV auch Breitensportlern viel zu bieten hat, man muss sich nur hin trauen. Alle waren so nett, etliche haben mir Tipps gegeben, natürlich vor allem meine Trainer Tobias Patzl, Tim Schwarzkopf und Siegfried Wendel. So wurden aus den anfänglichen 3,5 Kilometern innerhalb der Triathlontrainingsgruppe des SV beim 2013er 12-Stunden-Schwimmen im Schießtal plötzlich zu meiner eigenen Verblüffung 15 Kilometer.

Ohne Hilfe wäre so ein Vorhaben wohl ziemlich schwer umzusetzen...

Ohne Frau Rofka hätte ich sicher weniger hart trainiert. Und ohne meine beiden erfahrenen Begleitpaddler Berit und Thomas Dietze, denen ich voll vertrauen konnte, wäre es natürlich auch nicht möglich gewesen.

© Gmünder Tagespost 14.08.2017