Nicht gegen Gmünd – für Neckarsulm - Der Gmünder Henning Mühlleitner wurde in Glasgow Europameister, weil er jetzt optimale Trainingsbedingungen hat.

Henning Mühlleitner ist am 15. Juli 1997 in Emmendingen geboren. Aufgewachsen in Waldstetten hat er beim Schwimmverein Gmünd nicht nur seine sportliche Grundausbildung erhalten, sondern hier entwickelte er sich auch zu einem Spitzenschwimmer und schaffte den Sprung in die Nationalmannschaft. „An Henning bewundere ich die Willensstärke und die Disziplin, wie er Ziele verfolgt“, staunt selbst Mutter Karin Mühlleitner. Sein großes Ziel: Olympische Spiele 2020 in Tokio. Deshalb ging er 2013 nach Saarbrücken ins Bundesleistungszentrum. Dort gab es eine 50-Meter-Bahn, und am Internat konnte er das Abitur machen. Starten durfte er weiter für seinen Heimatverein. Das änderte sich nach der für den DSV völlig misslungenen WM 2017. Vom Innenministerium wurde eine Strukturveränderung diktiert, Saarbrücken war kein Bundesleistungszentrum mehr, Mühlleitner hätte nach Hamburg wechseln sollen, wenn er weiter in der ersten Fördergruppe bleiben wollte.

Er wollte sich aber nicht vorschreiben lassen, wo er zu trainieren hat – aber dennoch Tokio im Auge behalten. Au diesem Grund wechselte Henning Mühlleitner im Herbst 2017 zur Sportunion Neckarsulm. Wie die Medaillengewinne bei den Europameisterschaften in Glasgow zeigen, eine richtige Entscheidung.

„Die Voraussetzungen für ein Training, das man braucht, um in die Weltspitze zu schwimmen, sind in Neckarsulm gegeben, in Gmünd nicht“, sagte Mühlleitner in Gespräch mit dieser Zeitung. Sein Wechsel sei keine Entscheidung gegen den Schwimmverein Gmünd, sondern für die Bedingungen in Neckarsulm – Mühlleitner: „Das Projekt, das Förderer Christian Hirschmann dort gestartet hat, basiert nicht, wie viele vermuten, auf finanzielle Zuwendungen. Wir haben zum Beispiel einige Spitzenschwimmer aus anderen Clubs, die gegen Bezahlung für die Sportunion starten, aber in anderen Städten trainieren wollten, abgewiesen. Wir haben in Neckarsulm einen familiär geführten Verein, so wie auch in Gmünd.“

Mühlleitner wohnt im Haus von Hirschmann mit Topathleten wie Clemens Rapp, Daniel Pinneker, Lukas Kraft oder Annika Bruhn, mit der er in Glasgow Staffelgold gewann, in einer WG. Die bilden eine sich gegenseitig pushende Gruppe, die von Chefcoach Hannes Vitense täglich zweimal zum Training gebeten wird. Auf einer 50-m-Bahn. Daneben studiert Mühlleitner an der Hochschule Heilbronn Wirtschaftsinformatik – mit gleichem Ehrgeiz: Seine letzten Klausurarbeiten vor Glasgow wurden alle mit der Note 1,0 bewertet.

© Gmünder Tagespost 17.08.2018