Björn Koch als Bundestrainer bei den Weltspielen der Gehörlosen in Buenos Aires erfolgreich dabei

Bei den “6th World Deaf Swimming Championships”, den Weltspielen der Gehörlosen, im August in Buenos Aires / Argentinien fungierte der Gmünder Schwimmvereinstrainer Björn Koch zum letzten Mal als Bundestrainer des dreiköpfigen Teams des Deutschen Gehörlosen-Sport-Verbandes (DGSV). An diesen besonderen Wettkämpfen nahmen Sportler/-innen aus 26 Nationen teil. Der DGSV war mit einer Schwimmerin und zwei Schwimmern vertreten. Und das mit großem Erfolg. Sie gewannen zwei Gold- und eine Bronzemedaille, standen elfmal in einem Finale, schwammen drei neue persönliche Bestzeiten und einen neuen deutschen Rekord. Im Medaillenspiegel belegte das DGSV-Team den sechsten Platz.

Herausragender deutscher Akteur war wiederum Lars Kochmann vom SV Halle / Saale. Der 21-Jährige wurde zweifacher Weltmeister über 50 Meter Rücken in 27,09 Sekunden sowie über 100 Meter Rücken in 58,08 Sekunden und verteidigte damit seine Titel aus dem Jahr 2019, als die Weltspiele der Gehörlosen in Sao Paulo / Brasilien stattfanden. Kochmann gewann zudem eine Bronzemedaille über 50 Meter Brust in 30,05 Sekunden und belegte über 100 Meter Brust in neuer Deutscher Rekordzeit von 1.07,22 Minuten den vierten Platz.

Niklas Müller (Geburtsjahrgang 2003) vom SC Wiesbaden 1911 belegte über 800 Meter Freistil in 9:02,38 Minuten und über 1500 Meter Freistil in 17:34,13 Minuten jeweils hervorragende fünfte Plätze. Paula Pichler (2009) von den Wasserfreunden Spandau 04 schaffte bei fünf Starts viermal die Qualifikation für den Finallauf der besten acht. Über 400 Meter Lagen erreichte sie in persönlicher Bestzeit von 5:34,69 Minuten den fünften Platz. Jeweils Sechste wurde sie über 50 Meter Brust in 38,94 Sekunden und über 100 Meter Brust in 1:24,12 Minuten. Das Finale über 200 Meter Freistil beendete sie nach 2:22,47 Minuten als Achte. Über 100 Meter Freistil kam sie bis ins Halbfinale und platzierte sich in 1:05,21 Minuten auf Rang 11.   

Neben Björn Koch als Trainer waren noch Stefan Pichler als Mannschaftsbetreuer und Alina Fleming-Diekmeyer als Physiotherapeutin mit in Buenos Aires. 

Björn Koch ist seit Anfang 2019 Bundestrainer der Deutschen Gehörlosen Schwimmer/innen und war in dieser Funktion auch schon bei den letzten Weltmeisterschaften in Sao Paulo im Einsatz. In seiner aktiven Zeit war der Gmünder SVG-Coach einer der überragenden Schwimmer bei den Gehörlosen. Seine beeindruckende Erfolgsbilanz: Vierfacher Weltmeister, fünffacher Europameister, 39 Deutsche Meistertitel, 21 Weltrekorde, 25 Europarekorde, 20 Deutsche Rekorde, Weltsportler des Jahres 2006 und seit 2010 Träger des Silbernen Lorbeerblattes, der höchsten Auszeichnung für einen Sportler in Deutschland. „Heute sind die Teilnehmer/innen an Welt- oder Europameisterschaften der Gehörlosen absolute Spitzensportler/innen, die bei den Deutschen Meisterschaften der Aktiven die Endläufe erreichen können“, ordnet Björn Koch das Niveau der Gehörlosen ein. Die Kadermitglieder des DGSV trainieren alle bei „normalen“ Schwimmvereinen. „Ich stehe mit den Heimtrainern in ständigem Kontakt und bin über das Leistungsvermögen und die persönliche Situation immer informiert“, erklärt Björn Koch seine Kernaufgabe. Bei Wettkämpfen ist der Bundestrainer dann in erster Linie als fachkundiger Motivator und Betreuer gefragt. Wie viele andere Sportarten haben auch die Gehörlosen Nachwuchsprobleme, die Mitgliederzahlen in den Vereinen sinken. „Schwimmen ist eben eine trainingsintensive und harte Sportart, die viel Zeit und noch mehr Disziplin erfordert, wozu heute immer weniger junge Menschen bereit sind“, weiß Björn Koch. Aber es gibt noch einen weiteren, einen positiven Grund, dafür: „Der medizinische Fortschritt ermöglicht es, dass gehörlose Menschen heute immer früher mit immer besseren Hörgeräten ausgestattet ihr Handicap mindern oder gar ausschließen können und so ein normales Leben führen“, sagt Björn Koch. Bei ihm selbst wurde die angeborene Hörminderung durch zwei Cochlea-Operationen weitgehend behoben.

Björn Koch hatte schon im Frühjahr angekündigt, dass er nach den Weltspielen das Amt des Bundestrainers niederlegen wird, „weil ich mich voll und ganz auf meine Aufgabe beim Schwimmverein Gmünd konzentrieren will“. Für den DGSV war Koch von 2012 bis 2013 als Trainer-Assistent, von 2013 bis 2018 als Verbandstrainer und seit 2019 als Bundestrainer tätig. Zu den Höhepunkten gehörten dabei die Teilnahme an den Welt- oder Europameisterschaften der Gehörlosen in Sofia/Bulgarien, in Saransk/Russland, in Lublin/Polen, in Sao Paulo/Brasilien, in Gliwice/Polen, in Caxias do Sul /Brasilien und jetzt in Buenos Aires / Argentinien.

Trainingsauftakt für die Wintersaison 2023/24 beim Schwimmverein Gmünd war am 28. August.  Für den 12. September, 18 Uhr, hat Björn Koch zu einer allgemeinen Informationsveranstaltung eingeladen. Dabei wird der SVG-Trainer die sportlichen Ziele erklären und daraus das Trainingsprogramm ableiten.

Über den DGSV
Der Deutsche Gehörlosen-Sportverband ist der Dachverband von 15 Landessportverbänden und mehr als 150 Vereinen des gesamten organisierten Gehörlosensports in Deutschlands (DGSV). Er wurde am 7. August 1910 in Köln als ältester Behindertensportverband in Deutschland gegründet und ist heute mit knapp 10.000 Mitgliedern ein eigenständiger Mehrspartenverband. Der DGSV ist Mitglied im Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB), im International Commitee of Sports for the Deaf (ICSD) und im European Deaf Sports Organisation (EDSO) und vertritt mit ihren Spitzenleistungssportlern/innen Deutschland bei den Deaflympics, Weltmeisterschaften, Europameisterschaften und internationalen Wettkämpfen. Gleichzeitig verfolgt der Verband auch insbesondere die Ziele der Charta der Grundrechte der Europäischen Union und der UN-Behindertenrechtskonvention. Außerdem ist der DGSV die Interessenvertretung für die gesamten Sportbereiche mit ihrer Kultur, Sportgemeinschaft und der Sprache, der Deutsche Gebärdensprache als ein eigenständiges, vollwertiges Sprachsystem. Diese Sprache ist die Verständigungsform, welche die große Mehrheit der Gehörlosen, aber auch viele andere Menschen mit Hörbehinderung jeden Alters in der Kommunikation verwendet.