Nach dreijähriger coronabedingter Pause finden ab diesem Freitag bis Sonntag wieder Deutsche Hochschulmeisterschaften im Schwimmen statt - erstmals in Schwäbisch Gmünd. Rund 1300 Einzel- und über 100 Staffelmeldungen haben Studierende von über 50 Hochschulen und Universitäten aus Deutschland, Österreich, Schweden und den USA abgegeben. Der besondere Reiz der Wettkämpfe im Bud-Spencer-Bad liegt darin, dass die erfolgreiche Teilnahme daran die Voraussetzung für die Qualifikation zu den „FISU World University Games 2023“ (früher „Universiade“) in Chengdu/China (28. Juli bis 8. August) ist. Deshalb ist das Teilnehmerfeld zweigeteilt: Auf der einen Seite Studierende, die ihre aktive Laufbahn hinter sich haben und aus Freude am Wettkampfsport gemeldet haben, und dann Spitzenschwimmer/innen, die über Chengdu die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2024 in Paris schaffen wollen. Wie zum Beispiel der aus Schwäbisch Gmünd stammende Henning Mühlleitner. Der Olympiavierte der Olympischen Spiele von Tokio startet über seine Spezialdisziplin 400 Meter Freistil am Samstag um ca. 13.15 Uhr – und ist natürlich haushoher Favorit.
Neben Mühlleitner haben weitere deutsche Topathleten Chengdu im Visier: Vor allem zum Beispiel der Sindelfinger Rückenspezialist Marvin Dahler, der für Polizeihochschule Baden-Württemberg startet, und der nach verpasstem Tokio-Qualifikation in Paris unbedingt Olympia-Luft schnuppern will, oder die Neckarsulmer Brustschwimmerin Bente Fischer (PH Ludwigsburg). Weitere Chengdu-Kandidaten/innen sind Josephine Tesch (Uni Heidelberg), Laura Kienapfel (Uni Mannheim), Hannah Kuechler (University of Southern California), Tobias Dull (Uni Franfurt), Tim Dennis Kist (Uni Heidelberg) und Luca Hagemeyer (Uni Münster).
Welche bedeutende Funktion dem Hochschulsport zukommt, beschreibt Thorsten Hütsch, der Sportdirektor des Allgemeinen Deutschen Hochschulsportverbandes (adh) so: „Der Hochschulsport bewegt als Bindeglied zwischen dem akademischen und gesellschaftlichen Umfeld Woche für Woche nahezu 2,5 Millionen Studierende und Mitarbeitende im Freizeit-, Gesundheits- und Wettkampfsport und sorgt damit für ein aktives Leben auf dem Campus. Auch eine Deutsche Hochschulmeisterschaft schafft abseits der Schwimmstrecke besondere Räume für den aktiven Austausch zwischen Studierenden aus ganz Deutschland“. Zum Beispiel auch beim von der PH Schwäbisch Gmünd angebotenem Rahmenprogramm. So können alle Teilnehmer/innen auf dem Campus der Pädagogischen Hochschule auf dem Hardt entweder in Zelten oder in der Sporthalle übernachten und in der Mensa gemeinsam frühstücken; am Freitagabend laden die für „Sport und Bewegung“ an der PH verantwortlichen Prof. Dr. Timo Stiller und Dr. Jens Keyssner zu einer Nudelparty und am Samstagabend zu einer Sport-Party ein.
Der Zeitplan der Wettkämpfe:
Freitag, 23. Juni 2023:
14.00 Uhr: Einschwimmen
15.30 Uhr: Offizielle Eröffnung durch OB Richard Arnold
16.00 Uhr: Beginn Abschnitt 1
Samstag, 24. Juni 2023:
08.00 Uhr: Einschwimmen
09.30 Uhr: Beginn Abschnitt 2
12.45 Uhr: Beginn Abschnitt 3
Sonntag, 25. Juni 2023:
08.30 Uhr: Einschwimmen
09.30 Uhr: Beginn Abschnitt 4
12.15 Uhr: Beginn Abschnitt 5
Was für Badegäste gilt
Oberbürgermeister Richard Arnold, die Gmünder Bäderbetriebe und die Veranstalter bitten die Badegäste um Verständnis dafür, dass sie während des Einschwimmens und der Wettkämpfe das Sportbecken im Bud-Spencer-Bad nicht wie gewohnt nutzen können. Dafür können sie aber spannende Wettkämpfe ohne zusätzliche Kosten genießen. Das große Erlebnisbecken und der renaturalisierte Schießtalsee stehen aber uneingeschränkt zur Verfügung.
Gut im Schwimmen = gut im Studium = gut im Beruf“
Der Blick auf die Gmünder Teilnehmer zeigt, dass diese Gleichung immer noch gilt
Hochleistungssport betreiben und gleichzeitig in der Schule, im Studium und im Beruf erfolgreich zu sein – das ist bei Schwimmer/innen durchaus Standard. Und beim Schwimmverein Gmünd ganz besonders. Beispiele aus der Vergangenheit dafür sind: Der im Alter von 95 Jahren kürzlich verstorbene Ehrenvorsitzende Prof. Walter Botsch, Studiendirektor und Buchautor, seine Brüder Hans Botsch und Dr. Dietrich Botsch, in den 1960-er-Jahren Teilnehmer bei der Universiade in Porto Alegre/Brasilien und Elektronik-Top-Wissenschaftler, Apotheker Prof. Dr. Marcus Plehn oder Landarzt Dr. Thomas Arnold, der bei dieser Hochschulmeisterschaft die medizinische Betreuung übernommen hat. Die große Zahl der Gmünder Teilnehmer an den Hochschulmeisterschaften 2023 beweist, dass die Gleichung „Gut im Schwimmen = Gut im Studium“ auch heute noch aufgeht – und dass „Gut im Beruf“ folgen wird.
Henning Mühlleitner, am 15. Juli 1997 in Emmendingen geboren und in Schwäbisch Gmünd beim SVG aufgewachsen. Die größten Erfolge des „Gmünder Sportler des Jahres 2018“: Mehrfacher Deutscher Meister, Staffeleuropameister 2018 in Glasgow, Bronzemedaillengewinner bei der EM in Glasgow und in Rom und Olympiavierter 2021 in Tokio über 400 Meter Freistil, nachdem er im Vorlauf die schnellste Zeit schwamm. Mühlleitner studierte nach seinem Wechsel vom SVG zur Sportunion Neckarsulm an der Hochschule Heilbronn Informatik und will sich nach dem erfolgreichen akademischen Abschluss und der Bunderwehrzeit aktuell beruflich und sportlich zukunftsfähig orientieren. Er bestreitet die 400 Meter Freistil und hofft, sich von Schwäbisch Gmünd aus über Chengdu für die Olympischen Spiele 2024 in Paris zu qualifizieren. Er startet für die Hochschule Heilbronn.
Eric Wendel, geboren am 2. November 1996, absolvierte sein Zahnmedizinstudium von 2016 bis 2022 in Krems/Österreich,
2022 bis 2023 folgte der Bachelor in Humanmedizin. Derzeit arbeitet Eric als Zahnarzt in der renommierten Oralchirurgischen Praxisklinik Jeggle/Zeidler in Backnang. Der größte Einzelerfolg des Gmünder Bundesligaschwimmers war der Titelgewinn bei den Süddeutschen Meisterschaften über fünf Kilometer. Sein „olympisches Ziel“ bei der DHM 2023: „Dabei sein ist alles“. Er bestreitet für die Danube Private University Krems/Österreich die 100 m Brust und die 100 m Freistil.
Auch Nils Wendel, geboren am 30. März1999, will bei den Hochschulmeisterschaften in seiner Heimatstadt „einfach Spaß haben und die lockere Atmosphäre genießen“. Sportlich gehörte er zum Stamm der Gmünder Herren-Bundesligamannschaft, nahm an Deutschen Meisterschaften teil, doch Schule und Uni standen und stehen im Vordergrund. 2017 startete er sein Medizin-Studium in Erlangen, aktuell ist er im 12. Semester. Das Berufsziel von Nils: Approbation und Promotion bis Ende 2023. Er geht für die Uni Erlangen über 100 m Freistil und 100 m Brust an den Start.
Die Erfolgsliste von Patrick Dalferth, geboren am 10. Dezember 1999, ist lang. Im Schwimmen u.a. 1. Bundesliga für den SVG („Mein bisher persönlich größter Erfolg“), Deutscher Junioren-Vizemeister 50 m Rücken, 3. Platz Deutsche Meisterschaften 4 x 100 m Lagen, Teilnahme an den European University Games in Lodz, Aufstieg in die 1. Bundesliga mit der SSG Saar Max Ritter. Patrick begann sein Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Universität des Saarlandes, aktuell studiert er Master in Management M.Sc an der CLSBE in Lissabon/Portugal. Ab September beginnt er ein Exchange Semester an der Queens Business School in Kanada, derzeit absolviert er ein Sommerpraktikum in der Beratung bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Pricewaterhouse (PwC) GmbH In München. Sein Berufsziel: „Create Impact!“ Und das will der Rückenschwimmer der DHM in Gmünd: „Meine Freunde Hannes Kaufmann, Per Kleinschmidt und meinen Bruder Philipp zwischen den Rennen beim Basketballspielen auf dem Platz hinten im Freibad alt aussehen lassen“. Über 50 Meter Rücken will er für die Uni des Saarlandes nach einer Medaille greifen.
Philipp Dalferth, geboren am 7. Juli 2001, sammelte als Bundesligaschwimmer beim SVG und bei der SG Max Ritter eifrig Bronzemedaillen. Bei der DKM 2021 im Einzel über 200 m Freistil, bei der DM 2022 über 4 x 100 m Lagen, bei der DJM 2019 über 200 m Freistil und bei der DKM 2019 über 800 m Freistil. Derzeit ist Philipp nur sporadisch sportlich aktiv - durchs Studium bedingt. In Homburg startete er sein Humanmedizin-Studium. Das Physikum absolvierte er mit Bravour im Sommer 2022, derzeit steht er im klinischen Abschnitt (6. Semester). Seine Motivation für die DHM in Gmünd: „Spaß haben und mit wenig Training bestmögliche Zeiten erreichen“. Das klingt bescheiden: Über 200 Meter Freistil hat er Medaillenchancen, über 50 Meter Freistil und Schmetterling will er ins Finale. Auch er startet für die Uni des Saarlandes.
Extra für die DHM aus Schweden ist Per Kleinschmidt, geboren am 2. Juni1998, angereist. Als seinen „persönlich größten Schwimmerfolg“ bewertet er die Zugehörigkeit zur Erstbundesligamannschaft des SVG. Bei den Deutschen Juniorenmeisterschaften belegte er schon einen 2. Platz über 100 m und einen 3. Platz über 200 m Rücken. Nach dem Abi begann er ein Bachelor-Studium an der TU Darmstadt im Maschinenbau, das er 2022 erfolgreich abschloss. Derzeit absolviert er ein Masterstudium an der Chalmers University in Göteborg in Energietechnik, der Abschluss ist im Jahr 2024 geplant. Bei den Hochschulmeisterschaften will Per „ankommen, verletzungsfrei bleiben und Spaß haben“, Qualifikation fürs Finale über 50 Meter Rücken nicht ausgeschlossen.
Brustschwimmer-Spezialist Fabian Blessing (Geburtsjahrgang 2000) studiert seit 2019 Wirtschaftsingenieurwesen
an der Hochschule Aalen und will in diesem Jahr noch seinen Bachelor machen. Sein Ziel bei den DHM ist es, möglichst mehrmals das Finale der Top 8 zu erreichen
SVG-Nachwuchs- und Triathleten-Trainer Sascha Rofka, geboren am 27. Februar 1998, wurde von der Uni Stuttgart gemeldet. Er studiert Mathematik und Geschichte auf Lehramt und bestreitet die Freistilstrecken und die 200 m Lagen. Sein bislang größter schwimmerischer Erfolg: Sieg beim Zürichsee-Langstreckenschwimmen mit Neo.
Auch eine ehemalige SVG-Schwimmerin startet bei der DHM: Hannah Hägele studiert an der PH Schwäbisch Gmünd Grundschullehramt für die Fächer Deutsch und Sport, derzeit im 2. Semester. Ihre bisher größten Erfolge: Württembergische Meisterin und Baden-Württembergische Meisterin über 50 m Rücken. Außer über 50 Meter Brust, Schmetterling und Rücken schwimmt sie mit Katja Mohr aus Aalen und Pia Furtwängler noch die Freistilstaffel.